Aktuelles

3. März 2023

Neu: Die Kernbotschaft heißt ERWEITERUNG

Der erste Bürgerentscheid in der Geschichte der Stadt Esslingen, die 2027 ihr 1250-jähriges Jubiläum feiert, fand im Februar 2019 statt. 15.321 Bürgerinnen und Bürger haben auf die Frage, ob sie dafür sind, dass die Esslinger Stadtbücherei am aktuellen Standort in der Heugasse modernisiert UND ERWEITERT werden soll, mit JA gestimmt.

Der Gemeinderat hat am 19. Dezember 2022 diesen Bürgerentscheid vom 10. Februar 2019 aus „formalen Gründen“ aufgehoben. Was das für Gründe sein sollen, hat sich der Bürgerschaft bisher nicht erschlossen und ist den öffentlich einsehbaren Beratungsunterlagen auch nicht zu entnehmen. Fachleute sagen, dass dieser Aufhebungsbeschluss nicht notwendig war, dass es dafür keine formalen Gründe gab. Wer zu einer Erweiterung steht und diese nur aus finanziellen Gründen aufschieben wollte, hätte den Bürgerentscheid nicht aufheben müssen, weil darin kein konkretes Datum für die Erweiterung genannt war. Das wäre rechtlich auch gar nicht möglich gewesen. Wenn man den Bürgerentscheid trotzdem formal aufgehoben hat, hat sich damit auch von der Absicht verabschiedet, die Bücherei zu erweitern.

Umso wichtiger ist es jetzt, dass die Bürgerschaft sich für die Erweiterung der Stadtbücherei einsetzt, wie sie mit über 15.000 Stimmen beschlossen worden ist. Zum Vergleich: Bei den beiden letzten OB-Wahlen wurden Matthias Klopfer und Dr. Jürgen Zieger mit deutlich weniger Stimmen zum Stadtoberhaupt gewählt. Dies unterstreicht die Bedeutung des Bürgerentscheids und erhöht seine Gewichtung.

Um die Erweiterung der Esslinger Stadtbücherei am jetzigen Standort in Zukunft überhaupt realisieren zu können, muss das Nachbargebäude Heugasse 11 für die Bibliothek nutzbar sein. Über das weitere Vorgehen zum Gebäude Heugasse 11 wird im Frühjahr 2023 entschieden, heißt es im Beschlussprotokoll des Gemeinderates. Durch den Aufhebungsbeschluss hat sich die Stadt von der im Bürgerentscheid formulierten Verpflichtung zur Erweiterung der Stadtbücherei „befreit“ und könnte die Heugasse 11 verkaufen. Ob der Bürgerentscheid vielleicht deshalb aufgehoben worden ist?

Der Bücherei-Unterstützungskreis setzt sich dafür ein, die Heugasse im städtischem Eigentum zu behalten und sie für Zwecke der Stadtbücherei zu nutzen.

1. März 2023

Lernort Stadtbücherei

Ende Februar wurde in der Stadtbücherei Esslingen gepaukt und gebüffelt – von 9 Uhr morgens bis abends um 22 Uhr. In dieser langen Lernwoche bot das Team unserer Bücherei nicht nur die entsprechende Literatur an, sondern auch so viele Gruppen- und Einzelarbeitsplätze wie möglich. Dieses Angebot erfreute sich starker Nachfrage. Davon konnten sich alle überzeugen, die einfach mal vorbeischauten, um sich selbst ein Bild zu machen und mit Schülerinnen und Schülern zu sprechen. Viele haben betont, wie wichtig es ist, mit der Bücherei einen Lernort zu haben, wo jeder allein oder gemeinsam mit anderen arbeiten kann. Gleichzeitig wurde aber auch immer wieder beklagt, dass die Zahl der Arbeitsplätze viel zu gering ist. Wer morgens nicht rechtzeitig da war, fand oft nur noch einen Platz zwischen den Bücherregalen oder auf einer Treppe, und das, obwohl das Bücherei-Team im Kutschersaal zusätzliche Arbeitsplätze eingerichtet hatte.

Die Lernwoche war ein gutes Beispiel dafür, was in einer Stadtbibliothek alles möglich ist. Dazu gibt es aus dem bisherigen Beteiligungsprozess schon viele konkrete Überlegungen. Um diese konzeptionellen Vorschläge in die  Tat umzusetzen, braucht die Bücherei mehr Platz. Deshalb muss die Heugasse 11, das Nachbargebäude des Bebenhäuser Pfleghofs, für die Erweiterung der Stadtbücherei genutzt werden.

27. Februar 2023

Die Heugasse 11 - ein Haus mit langer Geschichte

Das für die Erweiterung der Stadtbücherei vorgesehene Gebäude-Ensemble Heugasse 11 ist eines der ältesten Häuser der Stadt – zumindest vom Keller aus betrachtet: Die Bausubstanz des tiefen Kellers lässt Rückschlüsse auf das Mittelalter zu. Erbaut wurde das Gebäude dann vom Richter der Stadt im 16. Jahrhundert. Betritt man das Gebäude, fällt der Blick sofort in den kleinen Innenhof, der von mehreren Laubengängen umrankt ist. Doch auch die ursprünglich wunderschön gestalteten Räume, die teilweise mit Stuckdecken verziert sind, deuten auf einen reichen Bauherren der damaligen Zeit hin. Richtig deutlich wird das am Dachgebälk. Dieses wurde einst doppelt verstärkt, um Wind und Wetter standzuhalten. Leisten konnten sich diesen Luxus freilich nur die bestsituierten Esslinger Bürger. Ein ganz besonderer Luxus wird im Treppenhaus sichtbar: Hinter den Briefkästen traten, nachdem diese entfernt wurden, Wandmalereien zutage. Die damaligen Maler waren Künstler, sie haben mit feinsten Pinselstrichen die Optik einer Holzvertäfelung an die Wand gezaubert. Darüber reich verzierte Ranken und Bordüren, um den Hausflur aufzuwerten.

Vor etwa zwanzig Jahren wurde das Haus von der Stadt erworben, um die Bücherei zu erweitern. Der Verkäufer ist der Stadt im Preis erheblich entgegengekommen, weil er unbedingt wollte, dass die Stadtbücherei darin Platz findet.

Vor einigen Jahren wurde das Haus entmietet, seither steht es leer. Das Ensemble liefert aufgrund seiner Beschaffenheit wichtige Informationen zur Wirtschaftsgeschichte Esslingens und zum historischen Hausbau im Südwesten Deutschlands, formuliert das Landesdenkmalamt in seinem Buch „Kulturdenkmale in Baden-Württemberg“.

Eine seltene Perle Esslingens, die aufgrund ihrer Aufteilung und Raumgröße für bestimmte Nutzungsfunktionen oder die Verwaltung der Stadtbücherei wie gemacht ist.

22. Februar 2023

Lesung zugunsten der Stadtbücherei mit Gerhard Polacek am 23. März 2023 ab 19.30 Uhr

Unter dem Motto Liebe und andere Missverständnisse liest der bekannte Esslinger Gerhard Polacek, der seit vielen Jahren in Zusammenarbeit mit der Stadtbücherei und der Eßlinger Zeitung bei den Erlesenen Orten eine große Fangemeinde etablieren konnte.

Polacek wünscht sich für Esslingen genau wie wir eine moderne, zukunftsfähige Bibliothek. Um den Förderverein der Stadtbücherei zu unterstützen, liest er einen Abend lang im Café Maille über die Liebe - und andere Missverständnisse.

Lassen Sie sich verzaubern!

Eintritt frei, Spenden willkommen!

 

 

 

13. Februar 2023

Unterstützer der Stadtbücherei treffen sich am 15. Februar zum Stammtisch

Der Gemeinderat hat am 19. Dezember drei Sanierungs-Bausteine mit einer Gesamtsumme von 17,35 Millionen Euro beschlossen. Trotzdem ist noch vieles offen, und die Bücherei wird auch in Zukunft unsere Unterstützung brauchen: Die Sanierungsmaßnahmen sollen erst Ende 2029 abgeschlossen sein. Die finanziellen Mittel müssen für jede Sanierungsetappe im städtischen Haushalt oder SGE-Wirtschaftsplan extra beschlossen werden. Der nächste Doppelhaushalt der Stadt umfasst die Jahre 2024/25 und wird Ende des Jahres vom Gemeinderat beschlossen werden. Auch die Zukunft des Nachbargebäudes Heugasse 11, das für eine weiterhin nötige Erweiterung der Bücherei zwingend notwendig ist, ist noch nicht geklärt. Noch immer steht ein möglicher Verkauf zur Diskussion. Setzen sich die Verkaufs-Befürworter durch, ist die Bücherei-Erweiterung am aktuellen Standort vollends unmöglich gemacht. Leider hat der Gemeinderat die durch den Bürgerentscheid entstandene Verpflichtung zur Erweiterung "aus formalen Gründen" aufgehoben. Die Aufhebung dieser Erweiterungs-Verpflichtung war überhaupt nicht nötig, wenn man nicht den Weg für den Verkauf der Heugasse 11 freimachen wollte. Weil es auch weiterhin für uns viel zu besprechen gibt, möchte der Unterstützungskreis in Zukunft zu Stammtischen einladen.

Das erste Stammtisch-Treffen findet am 

Mittwoch, 15. Februar, um 19.30 Uhr im Nebenzimmer der Kleinen Traube, Franziskanergasse 9

statt. Jeder ist eingeladen, sich dort zu informieren und mitzudiskutieren.

2. Februar 2023

Mehr Raum für Demokratie und Miteinander

Wir hören immer wieder, wie wichtig der Zusammenhalt in unserer Gesellschaft ist und dass wir aufpassen müssen, dass der Gemeinsinn nicht vom Eigennutz verdrängt wird. Der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, Thomas Krüger, weiß, wo Miteinander und Demokratie ihren Platz haben: „Bibliotheken stärken den Zusammenhalt der Gesellschaft.“ Sie seien wichtige Orte der Gemeinschaft und könnten Türöffner für neue Impulse und Angebote der politischen Bildung sein. „Mit ihrer Arbeit leisten Bibliotheken einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Dialogkultur vor Ort, sozialer Partizipation und zur Stärkung der Medien- und Diskurskompetenzen“, lobt Krüger. 

So ist das auch in Esslingen, wo die Stadtbücherei ein von vielen geschätzter Ort des offenen Dialogs, der Diskussion, der Bildung, der Teilhabe und der Kultur ist. Dazu passt, dass sich fast 20.000 Menschen am Bürgerentscheid für eine Modernisierung und Erweiterung beteiligt haben. Demokratischer geht es nicht. „Daran sollte der Gemeinderat denken, wenn er im Frühjahr entscheidet, ob die Stadt die Heugasse 11 für eine Büchereierweiterung behält oder verkauft“, finden Hermann Beck, Petra Helmcke und Friedemann Gschwind, die Initiatoren des Unterstützungskreises der Stadtbücherei. „Solche Orte, an denen sich die Menschen ohne Konsumzwang treffen können, wo sie kostenlos und ungehindert Zugang zu Medien und Informationen bekommen, wo sich bürgerlich engagierte Gruppen treffen können, ohne gleich einen Saal mieten zu müssen, und wo Teilhabe gelebt wird, werden immer wichtiger. Das alles kann unsere Bücherei bieten. Sie braucht dafür nur eines: Viel mehr Platz.“

28. Januar 2023

Ein Ort für alle dicht gedrängt

Volker Heller, der Bundesvorsitzende des Deutschen Bibliotheksverbandes, hat kürzlich erklärt, dass Bibliotheken immer wichtiger werden als öffentliche und konsumfreie Orte, an denen sich Menschen austauschen, informieren und respektvoll miteinander umgehen können. Vieles von dem ist gemeint, wenn es heißt, die Esslinger Stadtbücherei solle für Menschen jeden Alters, unterschiedlicher Herkunft und Erwartungen zum „dritten Ort“ der Identifikation werden. Doch dafür braucht es Platz, den die Esslinger Stadtbücherei bisher nicht hat und den sie auch so rasch nicht bekommen würde, wenn es keine Erweiterung in das Nachbarhaus Heugasse 11 geben sollte.

Ein Beispiel ist das Bücherei-Café. Das ist gemütlich, man kann dort günstig etwas essen oder trinken, muss es aber nicht. Schwierig ist nur, dass dort ganz unterschiedliche Wünsche aufeinandertreffen. Manche wollen in Ruhe Zeitung lesen. Andere wollen sich unterhalten. Eltern wollen ihren Kindern etwas vorlesen. Das alles lässt sich oft nicht unter einen Hut bringen. Den einen ist es zu laut, die anderen müssen leise sein, obwohl sie es lieber etwas lebendiger hätten. Wenn es mehr Platz gäbe, könnte die Bücherei wirklich ein „dritter Ort“ sein, an dem sich jeder wie zuhause fühlen kann. Die Stadt hat schon vor Jahren festgestellt: „Die Aufenthaltsqualitäten sind durch die intensive Nutzung und den Platzmangel stark beeinträchtigt.“ Hermann Beck, Petra Helmcke und Friedemann Gschwind vom Unterstützungskreis der Stadtbücherei finden: „Dann sollte man daraus auch die Konsequenzen ziehen und die Bücherei endlich erweitern. So, wie es beim Bürgerentscheid 2019 von einer breiten Mehrheit festgelegt wurde.“

21. Januar 2023

Zukunftsfähig mit einer Minimallösung?

Im neuen Esslinger Amtsblatt zeichnet die Stadtverwaltung die Entscheidung über die Zukunft der Bücherei in den schönsten Farben. „Meiner Meinung nach haben wir eine richtige Lösung für eine zukunftsfähige Bücherei gefunden“, lässt sich der OB zitieren. Davon, dass die Bücherei seit Jahren auf die dringend notwendige Erweiterung wartet, ist keine Rede mehr. Dabei hatte die städtische Gebäudeverwaltung SGE schon 2018 festgestellt: „Unter einer Nutzungsfläche von etwa 3.600 Quadratmetern wird ein kritischer Punkt erreicht. Sollte die letztlich realisierbare Nutzungsfläche zu deutlich unter diesem Schwellenwert liegen, ist ein zukunftsfähiges Büchereiprogramm nicht möglich.“ Mit dem Gemeinderatsbeschluss vom 19. Dezember 2022 bleibt es vorerst bei 2.050 Quadratmetern. Das ist weit entfernt von dem, was die SGE -also die Stadtverwaltung selbst- als Untergrenze genannt hat.

Warum eine viel zu kleine Bibliothek plötzlich doch zukunftsfähig sein soll, wird nicht erklärt. Aber vielleicht hat ja auch der FDP-Stadtrat Sven Kobbelt recht, der im Amtsblatt etwas anderes sagt: „Nach Jahren eine Minimallösung statt Neubau – das ist das Ergebnis des Bürgerentscheids. Wenigstens wird nun das Notwendigste getan, alles andere verbietet derzeit die Situation der Stadtkasse.“ Dass Kobbelt den Bürgerinnen und Bürgern sagt, sie seien für die Minimallösung verantwortlich, weil sie ihr Recht auf einen Bürgerentscheid wahrgenommen haben, muss jeder selbst bewerten. Dass es aber im Amtsblatt, das „sachlich neutral“ berichten soll, heißt, der Bürgerentscheid sei aus „formalen Gründen“ aufgehoben worden, verwundert doch sehr. Aufheben musste man den klaren Beschluss der Bürgerinnen und Bürger nur, wenn man die Erweiterung nicht mehr will.

14. Januar 2023

Zukunft fängt auch in Bibliotheken an

Das Rathaus hat Bürgerinnen und Bürger befragt, womit sie in Esslingen zufrieden sind und was ihnen nicht gefällt. Während die Stadtverwaltung bei fast 60 Prozent der Befragten schlecht oder sogar sehr schlecht wegkam, wurde die Stadtbücherei in den höchsten Tönen gelobt: „Mit keinem anderen Lebensbereich sind die Esslingerinnen und Esslinger so zufrieden“, heißt es da. Dieses Lob ist mehr als verdient. „Die Höchstnoten für die Bibliothek sind Bücherei-Leiterin Gudrun Fuchs und ihrem Team zu verdanken. Dafür haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter größtes Lob verdient“, findet Petra Helmcke vom Unterstützungskreis. „Obwohl sie nur gut die Hälfte der nach DIN-Norm empfohlenen Flächen zur Verfügung haben, obwohl sie seit Jahren einen Sanierungsstau ertragen müssen und obwohl ihre Arbeit im Rathaus viel mehr Anerkennung verdient hätte, tun sie jeden Tag ihr Bestes und oft sogar noch mehr.“

Wenn manche aus den guten Bewertungen den Schluss ziehen, dass der Handlungsbedarf bei der Bibliothek gar nicht so groß sein könne, hat Hermann Beck vom Unterstützungskreis dafür wenig Verständnis: „Es ist gut, dass der Gemeinderat endlich eine Sanierung der bestehenden Büchereiräume beschlossen hat. Das Bücherei-Team macht das, was unter den beengten Platzverhältnissen möglich ist, ganz hervorragend. Hätte die Bibliothek aber den Platz, der für Städte unserer Größe Standard ist, könnte sie noch weitaus mehr tun. Die Erweiterung muss auf der Agenda bleiben und die Heugasse 11 darf nicht verkauft werden.“  Und Petra Helmcke ergänzt: „Man darf und sollte auch das Gute besser machen. Zukunft fängt auch in Bibliotheken an.“

4. Januar 2023

Die Zukunft stößt an ihre Grenzen

Die Esslinger Zeitung hat kürzlich über ein neues Angebot der Tübinger Stadtbücherei berichtet: die „Bibliothek der Dinge“. Dort kann man Dinge ausleihen, die man nur selten braucht. Mehr als 1000 EZ-Leser haben das auf Facebook mit einem „Daumen hoch“ gelobt, weil sie solche nachhaltigen Angebote gern auch in Esslingen hätten. Aber je besser eine „Bibliothek der Dinge“ ausgestattet sein soll, desto mehr Platz braucht sie. Platz, der der Esslinger Bibliothek auch in Zukunft fehlt, wenn der Gemeinderat keine Erweiterung des Bebenhäuser Pfleghofs, sondern nur eine Sanierung der bestehenden Räume will. Die soll auf sieben Jahre verteilt werden. Aber nur, wenn der Gemeinderat alle zwei Jahre Geld für den nächsten Schritt bewilligt.

Derzeit hat die Esslinger Bücherei 2050 Quadratmeter. Die DIN-Norm will 3860 Quadratmeter, Bibliotheksverbände empfehlen für eine Stadt der Größe Esslingens 5700 Quadratmeter. Dass mehr Platz dringend gebraucht wird, haben die Fachleute der Städtischen Gebäude Esslingen dem Gemeinderat schon 2018 klargemacht: „unter einer Nutzungsfläche von etwa 3600 Quadratmetern wird ein kritischer Punkt erreicht. Sollte die letztlich realisierbare Nutzungsfläche zu deutlich unter diesem Schwellenwert liegen, ist ein zukunftsfähiges Büchereiprogramm nicht möglich.“ Davon will heute niemand mehr sprechen. Warum eigentlich?

Alle, die neue Angebote in der Esslinger Stadtbücherei wollen, sollten sich klarmachen, dass Zusätzliches nur geht, wenn die Bücherei erweitert wird. Die Heugasse 11 wurde dafür extra gekauft. Bleibt es bei den bisherigen Flächen, kann das Angebot nur verbessert werden, wenn man an anderer Stelle Platz spart und dafür auf Bewährtes verzichtet. Esslingen hat mehr verdient.

30. Dezember 2022

Lob und Dank an alle Unverzagten

Wir bedanken uns ganz herzlich für die überwältigende Unterstützung für die Stadtbücherei Esslingen, die am 19. Dezember dazu geführt hat, dass die Mehrheit des Gemeinderats nicht nur eine „kleine, feine Sanierung“ beschlossen hat, sondern eine Sanierung mit drei Bausteinen und einer Gesamtsumme von über 17 Millionen Euro.

Die UNVERZAGTEN (= beherzt, zuversichtlich, unerschrocken) haben es geschafft, viele Menschen, die sich 2018/19 in der Initiative für den Bürgerentscheid eingesetzt und inzwischen resigniert hatten, wieder zu motivieren und sich auch jetzt wieder für die Modernisierung und Erweiterung der Stadtbücherei im Bebenhäuser Pfleghof stark zu machen – so wie es im Bürgerentscheid zum Ausdruck kam.

Jetzt gilt es, in gemeinsamer Anstrengung aller Beteiligten dafür Sorge zu tragen, dass die Beschlüsse möglichst rasch und in Abstimmung mit dem Bücherei-Team realisiert werden und das Thema Heugasse 11 im Jahr 2023 im Sinne der Stadtbücherei entschieden wird.

Wir wünschen einen guten Start ins Neue Jahr.

23. Dezember 2022

Modernisierung der Stadtbücherei beschlossen

Der Gemeinderat hat am 19. Dezember mehrheitlich die Modernisierung der Stadtbücherei Esslingen beschlossen. Damit hat einerseits eine lange Hängepartie ein Ende gefunden. Andererseits beginnt jetzt ein neues Kapitel – die Sanierung und Modernisierung der Bücherei im Bestand mit einem finanziellen Aufwand von 17,35 Millionen Euro. Jetzt geht es darum, im Zusammenwirken aller Beteiligten möglichst rasch, gemeinsam und einvernehmlich die nächsten Schritte festzulegen und sie dann auch zu gehen.

Mit dem Bürgerentscheid vom 10. Februar 2019 wurde nicht nur der Standort der Bücherei im Bebenhäuser Pfleghof festgelegt sondern auch die Modernisierung und Erweiterung. Beschlossen wurde jetzt die Modernisierung. Ob und wann die dringend nötige Erweiterung kommen wird, ist weiterhin offen. Dafür müsste die Heugasse 11 zur Verfügung stehen, dürfte nicht verkauft werden. Eine Entscheidung darüber, was mit der Heugasse 11 geschehen soll, ist für Frühjahr 2023 vorgesehen.  Über das weitere Vorgehen bezüglich der Heugasse 11 wird dann der Gemeinderat entscheiden, die Verwaltung wird bis dahin Vorschläge erarbeiten.

Ein weiterer kritischer Punkt ist die Finanzierung. Auch wenn die benötigten finanziellen Mittel in die mittelfristige Finanzplanung übernommen werden, bietet das noch keine Sicherheit. Erst wenn sie im Doppelhaushalt bzw. im Wirtschaftsplan der SGE veranschlagt sind, stehen sie tatsächlich zur Verfügung. Deshalb gilt unser besonderes Augenmerk dem Doppelhaushalt 2024/25 bzw. dem Wirtschaftsplan der SGE.

Fazit: Gut ist, dass jetzt mit den Arbeiten zur Mängelbeseitigung und zur Modernisierung begonnen werden kann. Schlecht ist, dass es noch keinen Beschluss gibt, dass die Heugasse 11 behalten wird und der Erweiterung der Stadtbücherei dienen soll.

Mit der Auflösung des Bürgerentscheids, den der Gemeinderat in namentlicher Abstimmung mehrheitlich beschlossen hat, ist die Erweiterung nicht mehr verpflichtend – aber dringend notwendig.

18. Dezember 2022

Die Zukunft der Stadtbücherei hängt auch am Nachbarhaus

Der Gemeinderat entscheidet am Montag, 19. Dezember, um 16 Uhr im Alten Rathaus über die Zukunft der Stadtbücherei. Wichtig wird dann auch sein, wie es mit der Heugasse 11 weitergeht. Der Oberbürgermeister hat nämlich angekündigt, dass er nur noch eine "Sanierung im Bestand" und nicht zusätzlichen Platz für die Bücherei schaffen möchte, obwohl die zur Verfügung stehenden Flächen schon jetzt hinten und vorne nicht ausreichen. 

Das Nachbarhaus Heugasse 11 wurde extra für die Erweiterung der Bücherei gekauft und war auch im Architektenwettbewerb eingeplant.  Jetzt hört man häufig auch die Forderung, die Heugasse 11 zu verkaufen. Wenn das passiert, nimmt man der Stadtbücherei auch für die Zukunft die Möglichkeit, sich zu erweitern. Dabei weiß jeder, dass die Bücherei unbedingt mehr Platz braucht. Wir als Unterstützungskreis der Stadtbücherei weisen darauf seit Monaten hin. Um auf unser Anliegen aufmerksam zu machen, haben wir jetzt auch einen Button hergestellt, mit dem jeder, der sich unserem Anliegen anschließt, darauf aufmerksam machen kann. Den Button gibt es beim Unterstützungskreis und am Montag vor der Gemeinderatssitzung vor dem Alten Rathaus.

17. Dezember 2022

Der Gemeinderat entscheidet am Montag, 19. Dezember, über die Stadtbücherei

Am Montag, 19. Dezember, entscheidet der Gemeinderat unter Tagesordnungspunkt 4 über die„Modernisierung der Stadtbücherei". Die Sitzung beginnt um 16 Uhr im Bürgersaal des Alten Rathauses. Die Mahnwache in der Heugasse am vergangenen Sonntag hat deutlich gezeigt, dass es nach wie vor ein großes Engagement für die Modernisierung und Erweiterung der Stadtbücherei Esslingen in der Bürgerschaft gibt. Auch wenn am Montag eine Entscheidung fällt, braucht die Bibliothek auch weiterhin unsere Unterstützung. Noch ist nämlich unklar, wie es mit der Heugasse 11 weitergeht und welche finanziellen Mittel in den nächsten Doppelhaushalt 2024/25 eingestellt werden, denn der Finanzbürgermeister Ingo Rust hat bereits angekündigt, dass unabhängig vom Grundsatzbeschluss mit jedem neuen Haushalt wieder entschieden wird, wie viel Geld tatsächlich für die Bücherei zur Verfügung gestellt wird. 

Am 5. Dezember fand im Kutschersaal die Mitgliederversammlung des Fördervereins Stadtbücherei Esslingen e.V. statt. In der Aussprache zum Bericht des Vorstands gab es viele kritische Anmerkungen. Dies hat letztlich dazu geführt, dass sich der bisherige Vorstand nicht mehr zur Wahl gestellt hat. Hermann Beck, Petra Helmcke, Barbara Michalik und Silke Wollinger-Helwig, die sich alle im Unterstützungskreis für die Bücherei engagieren, haben dies getan und wurden gewählt. Dieses Quartett bildet jetzt den neuen Vorstand des Fördervereins.

Petra Helmcke vom Unterstützungskreis ist überzeugt, dass die Esslingerinnen und Esslinger sehr genau beobachten werden, wie der Gemeinderat am 19. Dezember über die Zukunft der Stadtbücherei entscheiden wird: „Wer glaubt, dass das Thema danach für die Bürgerinnen und Bürger erledigt ist, sollte sich nicht täuschen. Die Bücherei ist vielen viel wichtiger, als manche Kommunalpolitiker glauben. Dass so viele Menschen an einem Sonntagnachmittag, an dem die Stadt überlaufen ist und viele Parkhäuser überfüllt sind, eine Stunde lang in der Kälte ausharren, um ihren stummen Protest zum Ausdruck zu bringen, sollte unseren Stadträten zu denken geben. Der Umgang mit der Bücherei ist für viele, die an der Mahnwache teilgenommen haben, auch ein Signal dafür, wie wir es mit einem Bürgerentscheid und damit auch mit der Demokratie in unserer Stadt halten.“

12. Dezember 2022

Mahnwache für die Erweiterung der Stadtbücherei und den Erhalt der Heugasse 11

Eine Woche vor der Entscheidung im Gemeinderat über die Zukunft der Stadtbücherei haben Unterstützerinnen und Unterstützer nochmals ein Zeichen gesetzt. Vor der Bibliothek und dem Nachbarhaus Heugasse 11 trafen sie sich am späten Sonntagnachmittag, um für die Erweiterung der Bücherei zu demonstrieren. Mit Kerzen in der Hand standen sie entlang der beiden Häuser, um daran zu erinnern, dass die Esslingerinnen und Esslinger beim Bürgerentscheid im Februar 2019 mit überwältigender Mehrheit für Erweiterung und Modernisierung der Bücherei gestimmt hatten.

„Dass die Stadt momentan nicht das Geld hat, die große Lösung auf einmal anzugehen, ist eine Sache. Wenn jetzt aber im Gemeinderat offen darüber diskutiert wird, die Heugasse 11 zu verkaufen, die als Erweiterungsfläche unverzichtbar ist, ist das etwas ganz anderes. Das hat viele Bürgerinnen und Bürger sehr verärgert, weil sie das Gefühl haben, dass ihr klares Votum beim Bürgerentscheid für viele im Gemeinderat und in der Verwaltung gar nichts wert ist“, hat Hermann Beck vom Unterstützungskreis in vielen Gesprächen erfahren. „Jeder weiß, dass die geplante Büchereierweiterung ein für allemal erledigt ist, wenn die Stadt die Heugasse 11 verkauft.“

 

 

 

Dorle Benze

Stadtverwaltung, Gemeinderat, Ober- und weitere Bürgermeister überschlagen sich derzeit in ihrem Eifer, den im Februar 2019 mit klarer Mehrheit durchgesetzten Bürgerentscheid zur Esslinger Stadtbücherei zu kippen und sogar die zukünftige Erweiterung (ebenfalls Teil des Bürgerentscheids) durch den Verkauf des Nebengebäudes Heugasse 11 unmöglich zu machen. Der Bürgerwillen soll offenbar schnellstens durch einen Änderungsbeschluss entsorgt werden. Ob diese Vorgehensweise zum Demokratieverständnis unserer Stadt passt oder doch eher zur weiteren Politikverdrossenheit führt, mag jede und jeder für sich selbst entscheiden. Mir fallen dazu die letzten Zeilen eines Gedichts von Bertolt Brecht („Die Lösung“) ein: „Wäre es da / Nicht doch einfacher, die Regierung / Löste das Volk auf und / Wählte ein anderes?“

9. Dezember 2022

Heugasse 11 muss in städtischem Besitz bleiben: Wir demonstrieren für die Erweiterungsmöglichkeit

Acht Tage vor der Entscheidung des Gemeinderats (19.12.) über die Zukunft der Stadtbücherei Esslingen treffen wir uns am kommenden

Sonntag, 11. Dezember, um 17 Uhr vor der Bücherei und der Heugasse 11

zu einer stillen , leisen und mahnenden Demo, um damit nochmals ein deutliches Zeichen für die Erweiterung unserer Stadtbücherei zu setzen. Grundvoraussetzung für die Erweiterung ist, dass die Heugasse 11 im städtischen Eigentum bleibt und nicht verkauft wird. Dafür demonstrieren wir übermorgen.

Wir bitten Euch, Gläser mit Kerzen oder Windlichtern mitzubringen, um damit in der Dunkelheit ein deutlich wahrnehmbares Zeichen zu setzen. Kommt bitte alle und bringt noch jemanden mit...

Bei der Lesart haben Autorinnen und Autoren viel Kluges gesagt. Ein Satz, der im Gedächtnis bleibt, stammt von Robert Menasse: „Die Verlängerung der Gegenwart ist keine Zukunft.“ Diesen Gedanken sollten auch OB Klopfer und der Gemeinderat beherzigen, wenn sie am 19. Dezember entscheiden, wie es mit unserer Stadtbücherei weitergehen soll. Anfangs hieß es ja noch, man wolle nur die Pausentaste drücken und die Erweiterung und Modernisierung der Bücherei, wie sie beim Bürgerentscheid von so vielen Esslingerinnen und Esslingern beschlossen wurde, nur verschieben, bis wieder mehr Geld in der Kasse ist. Viele haben damals auch das Versprechen des Oberbürgermeisters gehört, man werde sich eine große Lösung nicht verbauen.

Ein paar Wochen später gibt es im Gemeinderat Stimmen, die offen einen Verkauf des Nachbarhauses Heugasse 11 fordern. Dabei weiß doch jeder, dass die Esslinger Stadtbücherei nur so erweitert werden kann, wie es eine Stadt unserer Größe verdient, wenn man die Heugasse 11 dazu nimmt. Wer das Gebäude verkauft, verbaut sich diese Option für immer. „Dass die Stadt sparen muss, heißt es immer wieder“, sagt Petra Helmcke vom Unterstützungskreis der Bücherei. „Manche finden, dass Schulen und Brücken wichtiger seien. Dabei gehört eine Bibliothek genau wie Schulen zu einem Bildungssystem. Und sie ist auf ihre Art auch eine Brücke, nämlich zum Miteinander, zu Bildung und Kultur, zu Integration, Inklusion und Teilhabe. All das wird immer wichtiger.“ Deshalb ist für Hermann Beck vom Unterstützungskreis klar: „Die Heugasse 11 muss im Besitz der Stadt bleiben, wenn die Bücherei eine Zukunft haben soll. Was heute nicht möglich ist, kann morgen möglich werden.“

 

21. November 2022

Die Pausentaste soll jetzt sogar zur Stopptaste werden

Viele erinnern sich noch an den OB-Wahlkampf im vergangenen Jahr, als der damalige Kandidat Matthias Klopfer die Stadtbücherei immer wieder als „den zentralen Bildungs- und Kulturstandort der Stadt“ bezeichnet hatte und immer wieder betonte, dass er zur Erweiterung und Modernisierung des Bebenhäuser Pfleghofs steht. Für viele, die sich beim Bürgerentscheid für dieses Projekt eingesetzt haben, dürfte das ein wichtiges Argument bei ihrer Wahlentscheidung gewesen sein. Im Mai 2022 hat sich das schon ganz anders angehört. Klopfer war inzwischen OB geworden, sicher auch mit Unterstützung vieler Bürgerinnen und Bürger, die sich schon lange für die Bücherei einsetzen. Er berichtete von einer Kostenexplosion beim Bücherei-Projekt, von einer schwindsüchtigen Stadtkasse und hohen unvorhergesehen Kosten. Deshalb wolle er schweren Herzens „die Pausentaste drücken“ und die Modernisierung und Erweiterung der Bücherei in die 30er-Jahre verschieben. 

Inzwischen weiß man, dass der Oberbürgermeister zwar von einer Pausentaste gesprochen, in Wahrheit aber eine Stopptaste gemeint hat. In einer öffentlichen Informationsveranstaltung zum Büchereiprojekt hat Klopfer erklärt, dass er keine Chance sehe, das Nachbarhaus Heugasse 11, das die Stadt vor 20 Jahren für die Büchereierweiterung gekauft hatte und das seit vielen Jahren leersteht, in die Büchereipläne einzubeziehen. In der Zeitung wird er so zitiert: „Wir sehen keine Möglichkeit, die Heugasse 11 für die Erweiterung der Stadtbücherei zu nutzen und wollen dem Gemeinderat Vorschläge für eine Nachfolgenutzung machen. Nach dem Beschluss am 19. Dezember kann man aber auch gleich über einen Verkauf entscheiden. Aus der ‚Pausentaste’ wird jetzt eben eine Sanierung und Modernisierung im Bestand.“

Allen, die bei der Informationsveranstaltung in der Schickhardthalle dabei waren, musste klar sein, dass damit ein für allemal die Chance dahin wäre, die Bücherei, die im Vergleich zu anderen Bibliotheken sowieso schon viel zu wenig Platz hat, endlich zu erweitern. Stattdessen hat Bürgermeister Bayraktar auf die Wohnungsnot in der Stadt hingewiesen und auf viele Familien, die händeringend nach bezahlbarem Wohnraum suchen. Das sollte wohl so klingen, als hätten die Bücherei-Befürworter kein Herz für Menschen, die auf dem Wohnungsmarkt schlechte Chancen haben. Hermann Beck vom Unterstützungskreis der Esslinger Stadtbücherei kann darüber nur den Kopf schütteln: „Die Stadt sagt, dass die Sanierung der Heugasse 11 etwa 12 Millionen Euro kostet. Niemand kann ernstlich glauben, dass die Stadt so viel Geld investiert, um dort Sozialwohnungen zu schaffen. Das rechnet sich nur, wenn dort teure Wohnungen für eine ganz andere Kundschaft gebaut werden.“

Überhaupt haben sich viele gewundert, wie abschätzig der Oberbürgermeister in der Infoveranstaltung und mehr noch am Montag im Verwaltungsausschuss über die Bücherei-Befürworter gesprochen hat: „Sie interessieren sich nur für die Bücherei. Ich muss auch an andere Dinge denken.“ Petra Helmcke vom Unterstützungskreis fand das beschämend: „Da saßen ganz viele im Publikum, die sich in ganz unterschiedlichen Bereichen für ihre Stadt engagieren. Dass man denen vorwirft, sie würden nur ihre eigenen Interessen sehen, hat viele geärgert. Die Menschen, die sich beim Bürgerbegehren und beim Bürgerentscheid für die Erweiterung unsere Bücherei eingesetzt haben, haben dabei nicht an sich gedacht, sondern an die Zukunft unserer Stadt. Sie setzen sich für Bildung, sozialen Zusammenhalt, Inklusion, Integration, Kultur und Soziales ein. Sie erwarten das auch vom Oberbürgermeister und vom Gemeinderat. Und sie erwarten, dass man respektvoll mit ihnen umgeht und ihre Argumente ernstnimmt, statt abschätzig darüber hinwegzugehen. Was ist das für ein Zeichen, wenn man so mit dem ersten Bürgerentscheid in der Geschichte der Stadt umgeht?“

Friedemann Gschwind vom Unterstützungskreis der Bücherei fand die Vorstellungen der Stadt für die Zukunft der Bibliothek sehr interessant: „Die Stadt hat sich viel Zusätzliches vorgenommen. Wo will man denn die neuen Angebote machen, wenn der Platz schon jetzt hinten und vorne nicht reicht?  Das geht nur mit einer Büchereierweiterung oder wenn man weniger Medien als bisher anbietet und andere Dinge weglässt. Dann muss man aber auch offen sagen, worauf wir künftig verzichten sollen. Sogar die Befürworter eines Neubaus haben beim Bürgerentscheid im Februar 2019 gefordert, dass die Bücherei möglichst viel Platz bekommen soll. Deshalb haben die Architekten möglichst großzügig geplant, ohne dass man ihnen gesagt hat, was die neue Bücherei kosten darf.“ 

Für den Unterstützungskreis ist deshalb nach der Informationsveranstaltung der Stadt nur noch klarer, dass eine kleine Sanierung ohne zusätzliche Flächen die Probleme nicht löst, weil von der Esslinger Stadtbücherei immer mehr erwartet wird, ohne dass man ihr die Möglichkeit gibt, die Erwartungen zu erfüllen.

Deshalb hat Sylvia Greiffenhagen, die ehemalige Vorsitzende des Fördervereins der Bibliothek, der sich in der Veranstaltung an der Diskussion lieber nicht beteiligt hat, eindringlich appelliert. Das war auch in der Esslinger Zeitung nachzulesen: „Die Geschichte der Stadtbücherei ist für viele Bürger geprägt von wachsendem Misstrauen gegenüber Stadtverwaltung und Gemeinderat. Versuchen Sie, verlorenes Vertrauen wieder aufzubauen, indem Sie die Zukunft der Bücherei nicht verbauen.“

So wird ein lange versprochenes und allseits gelobtes Projekt scheibchenweise immer kleiner, und am Ende müssen sich die Bürgerinnen und Bürger noch dafür bedanken, dass man ihnen wenigstens noch einen Wurstzipfel lässt.

Dr. Dietrich Heißenbüttel

Zuerst: dass die Stadt Esslingen bei einer angespannten Haushaltslage und einer Kostenprognose, die von 25 auf 61 Millionen Euro gestiegen ist, genau hinsehen will, was nötig ist und was nicht, ist zu begrüßen. Überhaupt nicht nachvollziehbar ist allerdings, dass vor einem Jahr noch 25 Millionen Euro Rücklagen für die Stadtbücherei da gewesen sein sollen und jetzt, über die Jahre verteilt nur noch 15 Millionen ausgegeben werden sollen. Hier fehlt die Transparenz. Auch wenn es momentan schwierig aussehen mag: Eine Erweiterung der Bibliothek muss im Blick bleiben. 

Zur Erinnerung an die Gemeinderäte: In der Kulturkonzeption der Stadt Esslingen, die Sie vor fünf Jahren verabschiedet haben, steht: „Das Raumangebot der Stadtbücherei Esslingen ist bezogen auf die Einwohnerzahl unterdurchschnittlich. … Die Kinderbücherei ist zu klein dimensioniert, ein eigener Jugendbereich ist nicht vorhanden. … Derzeit lebt die Bücherei fast nur noch vom hohen Engagement der Mitarbeiter*innen.“ Die Kulturkonzeption nennt fünf Maßnahmen, „die hauptsächlich die dringenden Defizite der aktuellen Situation beheben“, wie zum Beispiel einen Gruppenarbeitsraum und einen eigenen Jugendbereich und stellt fest: „Diese Maßnahmen sind in der aktuellen Gebäudesituation nicht durchführbar.“ Voraussetzung, damit die Stadtbücherei ihre Aufgaben erfüllen kann, sei eine Sanierung und Erweiterung auf einen Durchschnittswert von 34 Quadratmeter Publikumsfläche pro 1.000 Einwohner. 

Behalten Sie das im Blick!

16. November 2022

Öffentliche Informationsveranstaltung der Stadt am 17. November

Die Stadt Esslingen lädt am Donnerstag, 17. November, um 19 Uhr zu einer Infoveranstaltung zur Stadtbücherei Esslingen in die Schickhardt-Halle des Alten Rathauses ein. Oberbürgermeister Matthias Klopfer sowie Bürgermeister Yalcin Bayraktar und Bürgermeister Hans-Georg Sigel werden den aktuellen Stand der Planungen und die nächsten Schritte vorstellen. Außerdem haben die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, sich zu äußern und Fragen zu stellen.

Gute Ziele - unzureichende Maßnahmen

Letzten Montag hat die Stadtverwaltung ihre Beschlussvorlage "Modernisierung der Stadtbücherei" zur Beratung in die öffentliche Sitzung des Verwaltungsausschusses eingebracht. Mit der Materie vertrauten Menschen fällt sofort auf, dass hier etwas fehlt - nämlich ERWEITERUNG.

Es wurde mehr als deutlich, dass dringender Handlungsbedarf besteht, dass es mit einer "kleinen, aber feinen Sanierung" nicht getan ist. Die vom Unterstützungskreis von Anfang an als reine Mängelbeseitigung bezeichneten Maßnahmen beziffert die Stadt selbst auf 7,6 Millionen Euro und bezeichnet sie als "absolutes Minimum". Neu und überraschend war die Aussage, dass ohne dieses absolute Minimum die Stadtbücherei Esslingen ihren Betrieb im Bebenhäuser Pfleghof einstellen bzw. schließen müsste!

Für die Aufwertung der Raum- und Aufenthaltsqualität und Maßnahmen zur Verbesserung der Bibliotheksarbeit sind weitere 7,4 Millionen Euro vorgesehen. Damit sollen u.a. folgende konzeptionelle Schwerpunkte und Ziele erreicht werden: Familien sollen mehr Raum und Angebote finden durch eine Zonierung in die drei Bereiche Kleinkinder, Kindergartenkinder und Schulkinder; mit Kindertoilette und Familienküche sowie ausreichenden Aufenthalts- und Spielräumen; der Lernort Bibliothek wird ausgebaut durch Gruppen- und Einzelarbeitsplätze sowie unterschiedliche Lernräume; durch die Ausgestaltung als "dritter Ort" mit Café, Lounge, Kommunikations-, Veranstaltungs- und Diskussionsräumen soll selbstbestimmte Teilhabe und Integration gefördert werden; außerdem wird größtmögliche Barrierefreiheit angestrebt.

Das alles findet die volle Unterstützung des Unterstützungskreises. Leider sind die vorgeschlagenen Maßnahmen nicht geeignet, diese Ziele zu erreichen. Daran gilt es, gemeinsam mit allen, denen die Stadtbücherei am Herzen liegt, mit hoher Intensität und Überzeugungskraft zu arbeiten, damit der Gemeinderat am 19. Dezember eine zukunftsfähige Bücherei beschließt.

13. November 2022

Das sagt der Unterstützungskreis zu den Plänen der Stadtverwaltung

Der Unterstützungskreis der Stadtbücherei hat die Pläne der Stadtverwaltung für die Zukunft der Bibliothek genauer betrachtet. Friedemann Gschwind hat die wichtigsten Punkte in der Veranstaltung des Unterstützungskreises am 10. November vorgestellt. Dabei hat er unter anderem kritisiert, dass die Stadtverwaltung nur noch eine Modernisierung der Bibliothek möchte. Von der Erweiterung, wie sie ebenfalls beim Bürgerentscheid gefordert und von mehr als 15 000 Esslingerinnen und Esslingern unterstützt wurde, ist in der Vorlage nichts mehr zu finden. Außerdem will die Stadt erst später darüber entscheiden lassen, was aus dem Nachbarhaus Heugasse 11 werden soll, das ein unverzichtbarer Teil der Erweiterungspläne ist. Was jetzt von der Stadt vorgesehen ist, ist zu großen Teilen nur die Beseitigung der Mängel und Probleme, die sich in den letzten 20 Jahren angesammelt hatten und die man immer wieder hinausgeschoben hat, weil ja angeblich eine große Lösung" kommen sollte.

Für die pdf-Datei den blauen Button anklicken:

Petra Helmcke

Mit einer erweiterten Stadtbücherei hätten wir die Möglichkeit, unsere Stadt zu entwickeln, den Einzelhandel zu stärken und für die Zukunft fit zu machen. Es gibt vielfache Studien darüber, wieviel  Potential eine moderne Bücherei diesbezüglich hat. Leider interessiert das die Stadtverwaltung nicht. Und die, die sich dafür einsetzen, werden despektierlich und herablassend behandelt. Ein Bürgerentscheid wird einfach abmoderiert. Und nein, der Standort bleibt eben nicht erhalten, weil die Voraussetzung dafür die Heugasse 11 ist, die nun verkauft werden soll. 

How dare you!

12. November 2022

Der Terminplan für die Entscheidung über die Zukunft der Stadtbücherei

Der Zeitplan für die Behandlung der Gemeinderatsvorlage wurde von der Stadtverwaltung mehrfach geändert und sieht aktuell so aus:

14.11. Verwaltungsausschuss und Kulturausschuss, 16 Uhr; da sollen die Vorschläge der Verwaltung in öffentlicher Sitzung eingebracht werden

17.11. Öffentliche Infoveranstaltung zur Stadtbücherei im Alten Rathaus - Schickhardthalle ab 19 Uhr

05.12. Verwaltungsausschuss, 16 Uhr; Beratung der Vorlage in öffentlicher Sitzung

19.12. Gemeinderat, 16 Uhr; Beschlussfassung

 

7. November 2022

Die Bücherei hat nicht nur während der lesart Wertschätzung verdient

Während der Esslinger Literaturtage wird die Arbeit der Stadtbücherei oft und gern gelobt. Mit guten Worten allein ist es aber nicht getan. Damit die Bibliothek die Angebote liefern kann, die die Esslingerinnen und Esslinger von ihr erwarten, braucht sie die nötigen Voraussetzungen und vor allem viel mehr Platz als bisher. Der Unterstützungskreis der Stadtbücherei ist vor den Veranstaltungen der lesart mit Flyern vor Ort, um die Besucherinnen und Besucher auf die aktuelle Diskussion aufmerksam zu machen. Die wichtigsten Anliegen werden in einem Flyer genannt. Dort heißt es:

Aushängeschild lesart – Stiefkind Stadtbücherei?

Liebe Gäste der lesart,

zu Recht wird die lesart als ein Aushängeschild des kulturellen Lebens in unserer Stadt wahrgenommen. Doch ausgerechnet die Esslinger Stadtbücherei, die Jahr für Jahr die lesart erfolgreich durchführt, ist zum Stiefkind geworden: Nach Jahrzehnten der Versprechungen will Oberbürgermeister Matthias Klopfer erneut die „Pausentaste“ drücken und die dringend erforderliche Erweiterung und umfassende Modernisierung auf unbestimmte Zeit verschieben. Seine Wertschätzung für die Literatur erschöpft sich offenbar in Sonntagsreden.

Die Bedeutung, welche die Stadtbücherei hingegen für die Esslingerinnen und Esslinger hat, machte der Bürgerentscheid 2019 deutlich. Fast 20.000 Menschen beteiligten sich an der Abstimmung über die Zukunft der Stadtbücherei und stimmten mit überwältigender Mehrheit dafür, dass unsere Bibliothek im Bebenhäuser Pfleghof erweitert und modernisiert werden soll.

Es ist reiner Hohn, wenn heute Oberbürgermeister und Stadtverwaltung den Bürgerentscheid auf diese Weise ignorieren. Und es ist gefährlich, demokratische Entscheidungen zu untergraben. Der Unterstützungskreis der Stadtbücherei Esslingen kann dem Verhalten der Stadt nicht folgen. Es gibt zu viele Ungereimtheiten, was die Planung, die Finanzen und das Vorgehen betrifft.

Gerade in Krisenzeiten, wie wir sie heute erleben, sind Bibliotheken unverzichtbar. Siebieten Bildung, Begegnung und Teilhabe. Als gemeinschaftsbildende Treffpunkte bringen sie nicht nur Menschen zusammen, sondern geben damit auch Innenstädten neues Leben. Mit ihren Angeboten leisten Bibliotheken einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der technologischen und sozialen Entwicklungen in der Gesellschaft sowie zur Analyse politischer Prozesse. Nur eine informierte Gesellschaft kann Herausforderungen meistern und populistischen fake news widerstehen.

Deshalb fordern wir:

- Eine öffentliche Debatte über den Stellenwert der Stadtbücherei
- Konstruktive Vorschläge zur Entwicklung von echten Zukunftsperspektiven
- Transparenz und bürgerschaftliche Beteiligung bei den Planungen

Wir rufen dazu auf, sich an den kommenden Diskussionen zu beteiligen. Lassen Sie sich das Verhalten der Stadt nicht gefallen! Nutzen Sie die Homepage des Unterstützungskreises zu Ihrer Information und für Ihre Stellungnahme!

 

4. November 2022

So stellt sich die Stadtverwaltung die „kleine, feine Sanierung" der Bücherei vor

OB Klopfer hat schon im Mai angekündigt, dass er die Stadtbücherei nicht wie geplant erweitern und modernisieren möchte, sondern nur eine „kleine, feine Sanierung" plant, bei der nur wenig von dem umgesetzt wird, was sich die Esslingerinnen und Esslinger beim Bürgerentscheid gewünscht hatten. Bisher war nicht klar, was „klein" und „fein" bedeuten soll. Am Montag, 14. November, um 16.30 Uhr im Bürgersaal des Alten Rathauses werden die Pläne der Stadtverwaltung im Verwaltungsausschuss des Gemeinderats vorgestellt. Schon jetzt kann man auf der städtischen Webseite nachlesen, was die Verwaltung dem Gemeinderat vorschlagen wird - nachzulesen unter

https://ris.esslingen.de/sdnetrim/UGhVM0hpd2NXNFdFcExjZbRZnOIhzKVOWYJY1nWq6hQfice7Mn4hhJFRmf4DyGnf/Beschlussvorlage_SGE-294-2022.pdf

https://ris.esslingen.de/sdnetrim/UGhVM0hpd2NXNFdFcExjZSxNwxbGLAICepXlBWDpXkIrbi3qeApUVx2ie4dabkjC/Anlage_1-Sanierungsbausteine-_Kosten.pdf

Darüber möchte der Unterstützungskreis der Esslinger Stadtbücherei am Donnerstag, 10. November, um 18 Uhr im CVJM-Haus in der Kiesstraße mit allen Interessierten diskutieren. Außerdem lädt der Unterstützungskreis alle Interessierten ein, ihre Einschätzungen, Anmerkungen und Fragen zu den Vorschlägen der Stadt mitzuteilen. Verwenden Sie dazu das Kontaktformular auf dieser Webseite oder unsere E-Mail-Adresse zukunft-bib-es@gmx.de

 

Dr. Rolf Büscher

Das Aus für die Erweiterung und Modernisierung unserer Stadtbücherei (und ein Aus ist es trotz der einlullenden Rede von „Pause“) trifft mich persönlich. Meine Eltern mussten aufs Geld schauen, nicht so wie die Schwaben, sondern wie die Rheinlän­der, also ernsthaft. Zu Hause standen schon Bücher, aber von einer bürgerlichen Bibliothek waren wir weit entfernt. Deshalb habe ich in meiner ganzen Jugend und darüber hinaus öffentliche Bibliotheken benötigt: Erst die Pfarrbücherei Sankt Her­mann-Josef in Köln-Dünnwald; als der Pfarrer meinte, ein bestimmtes Buch sei für einen Naseweis wie mich noch nichts, nahm mich mein Großvater in die Werksbü­cherei der Felten&Guilleaume Kabelwerke in Köln-Mülheim mit; als ich alt genug war für einen Büchereiausweis, wurde es die städtische Fahrbücherei in Köln-Dünn­wald, dann die Stadtbüchereifiliale in Köln-Mülheim. Wo immer ich gewohnt habe, später in Tübingen, Stuttgart und nun schon einige Zeit in Esslingen, habe ich Stadtbüchereien genutzt, nicht nur zum Ausleihen, auch zum Schmökern und auf neue Ideen Kommen. Ohne sie wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin, geographisch wie beruflich.

Vielleicht ist mein Schicksal nicht repräsentativ. Aber es steht für einen alten sozi­aldemokratischen Traum, nein: in einer demokratischen Gesellschaft für eine sozi­aldemokratische Forderung: Aufstieg durch Bildung. 

Und nun wird dieser Traum von einem sozialdemokratischen Oberbürgermeister mit Zustimmung einer sozialdemokratischen Ratsfraktion für eine Generation von Kin­dern, Jugendlichen und jungen Leuten zertrümmert. Erklären lässt sich das fast nicht. Allenfalls mit dem Bedürfnis, nicht anzuecken, Anderen zuzustimmen, und natürlich mit Panik.

Panik ist ein schlechter Ratgeber. Sorge, auch um die Stadtfinanzen, ist geboten, freilich mit Sorgfalt. Das fängt mit dem Blick auf die Lage an. Wer hätte, als der Oberbürgermeister im Sommer seine „Brandrede“ hielt, geahnt, dass seitdem die Gaspreise, auch die für die Stromerzeugung wichtigen kurzfristigen, um fast die Hälfte sinken würden? Wer hätte mit den munter sprudelnden Steuern gerechnet, die für das nächste Jahr nun erwartet werden? Das zeigt doch eins: Die Lage ist zum Schlechteren  u n d  zum Besseren ungewiss. In solch einer Lage spart man mit Bedacht und Sorgfalt. Aber man trifft keine Entscheidungen, mit denen man sich für zehn bis fünfzehn Jahre festlegt und damit faktisch ein Projekt beerdigt.

Schon gar nicht auf einer so jämmerlich dünnen Entscheidungsgrundlage. Die städ­tische „Kostenkalkulation“ erreicht nicht einmal mehr das schwache Niveau der ersten, damals nachweislich falschen, Zahlen, die den Bürgern beim Streit um den Standort der Stadtbücherei präsentiert wurden. Damals hat man wenigstens noch Umbau und Neubau unterschieden. Damals wurden Alternativen vorgestellt. Nun geht es nach dem Motto „friss oder stirb“. Das Angebot der Architekten, auch von externen Fachleuten, nach Einsparmöglichkeiten zu suchen, stieß bei der Stadtver­waltung nicht auf Interesse. Was warum wichtiger ist als die seit 30 Jahren – und dann also nach 50 Jahren? – auf die Erweiterung und Sanierung wartende Stadtbü­cherei, stellt die Stadtverwaltung nicht zur öffentlichen Diskussion. Wohlgemerkt: Es kann sein, dass unsere Stadtbibliothek auf der Liste der Prioritäten nicht ganz oben steht. Für einen Platz ganz unten ist sie aber viel zu wichtig.

Deswegen meine Aufforderung an Gemeinderat und Bürger: Lassen Sie sich nicht so billig abspeisen. Es geht um eine Denkpause. Eine Pause zum Denken, nicht vom Denken.

Dr. Rolf Büscher ist Diplom-Volkswirt.

1. November 2022

„Die Bibliothek der Zukunft hat viele Gesichter"

„Die Bibliothek der Zukunft hat viele Gesichter. Welches das ist, entscheiden allein die Menschen, die sie besuchen“, sagt Beate Meinck, die Geschäftsführerin des Landesverbands Baden-Württemberg im Deutschen Bibliotheksverband und Leiterin der Stadtbibliothek in Reutlingen. Darüber hat sie in einer Veranstaltung des Unterstützungskreises der Esslinger Stadtbücherei berichtet.

„Wir finden, dass die Diskussion über die Esslinger Bücherei der Zukunft in der Kommunalpolitik bisher viel zu kurz kommt“, sagt Petra Helmcke, eine der Gründerinnen des Unterstützungskreises der Esslinger Stadtbücherei. „Eine Stadt gestaltet man nicht mit der Pausentaste. Esslingen ist drauf und dran, eine große Chance für die Zukunft der ganzen Stadt und besonders für die Innenstadt zu verspielen. Deshalb haben wir Beate Meinck eingeladen, um uns Anregungen zu geben.“ Hermann Beck vom Orga-Team des Unterstützungskreises hätte darüber gerne auch mit denen diskutiert, die finden, dass die beim Bürgerentscheid beschlossene Erweiterung und Modernisierung der Stadtbücherei auf unbestimmte Zeit verschoben werden kann. „Schade, dass diejenigen, die das Büchereiprojekt plötzlich gar nicht mehr so wichtig finden, die Gelegenheit nicht genutzt haben, sich wenigstens einmal anzuhören, was Esslingen aus seiner Bibliothek machen könnte.“

Die Landesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag die Bibliotheksentwicklung in Baden-Württemberg in den Blick genommen: „Wir wollen die Potenziale öffentlicher Bibliotheken als ‚Dritte Orte‘ erschließen und Anreize zur Zusammen­arbeit schaffen.“ „Das ist ein ehrenwerter und sehr begrüßenswerter Wunsch“, sagt Friedemann Gschwind vom Unterstützungskreis. „Es genügt aber nicht, so etwas nur in einen Koalitionsvertrag zu schreiben. Wenn man es damit ernst meint, muss man auch in den Städten und Gemeinden die richtigen Entscheidungen treffen.“

Beate Meinck hat beim Treffen des Unterstützungskreises den Bibliotheksentwicklungsplan Baden-Württemberg ausführlich vorgestellt: Das Land, seine Bürgerinnen und Bürger und Kommunen brauchen Bibliotheken  …

… als wichtigen Teil einer guten Infrastruktur für Bildung und Forschung 

… als niedrigschwellige Einrichtungen, die gesellschaftlichen Zusammenhalt und Teilhabe fördern

... als Akteure der Nachhaltigkeit

… als Standortfaktor für die Stadt- und Gemeindeentwicklung

… als Orte gegen Einsamkeit und niedrigschwellige Zugänge zu Kultur

… als Orte für offene Beteiligungsprozesse

… eine vernetzte Bibliothekslandschaft

… für die Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse

Dazu brauche es …

… eine Stärkung von Bibliotheken durch begleitende Strukturen und eine starke unabhängige Interessensvertretung

… qualifizierte und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Voraussetzung für hochwertige Bibliotheksarbeit

„Ob die derzeitigen Diskussionen über die Bücherei zur Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beitragen, wage ich zu bezweifeln“, sagt Petra Helmcke. „Sie hätten es verdient, dass man sich ernsthafter und konstruktiver mit der praktischen Arbeit von Büchereien und mit dem dringenden Handlungsbedarf in Esslingen auseinandersetzt.“

In Reutlingen ist man schon wesentlich weiter als in Esslingen: Mit etwa 4800 Quadratmetern Publikumsfläche im Zentrum plus zehn Zweigstellen in den Stadtteilen hat die Reutlinger Bibliothek viel bessere Möglichkeiten als die Esslinger Stadtbücherei (1850 Quadratmeter in der Heugasse und eine Zweigstelle in Berkheim, die manche im Rathaus gerne schließen würden).  „Vieles von dem, was Bibliotheken heute bieten können und müssen, weiß man bei uns im Rathaus“, sagt Petra Helmcke. „In Zukunftskonzepten betont die Stadt gern, wie wichtig unsere Bibliothek als Frequenzbringer für die Altstadt ist und wie wichtig es ist, Orte gegen Einsamkeit und niedrigschwellige Zugänge zu Kultur anzubieten. Wenn man das alles weiß, ist es umso unverständlicher, dass die Stadt nicht viel mehr für ihre Bücherei tut.“

Beate Meinck schätzt die Arbeit ihrer Esslinger Kolleginnen und Kollegen sehr, wie sie im Gespräch mit Petra Helmcke und Friedemann Gschwind berichtet hat: „In Esslingen wird eine tolle Bibliotheksarbeit gemacht. Dort wird schon ganz viel Neues umgesetzt, aber es fehlt eben Platz, um vieles, was möglich wäre, umzusetzen. Die Kolleginnen und Kollegen stoßen ständig an Grenzen.“ Einfach die Medienbestände zu reduzieren, um mehr Platz für die Besucher zu schaffen, findet sie zu kurz gedacht: „Der Grundsatz ‚Menschen in die Mitte, Bücher an die Wand‘ funktioniert nicht, wenn man sowieso viel zu wenig Platz hat. Man kann nicht die Hälfte der Bücher aussortieren, um mehr Arbeitsplätze zu schaffen. Denn das ginge auf Kosten des Medienangebots und würde der Attraktivität der Bibliothek auf andere Art schaden.“

Dass manche die Bedeutung der Esslinger Stadtbücherei in Frage stellen, weil sie von der Mehrzahl der Bürger nicht genutzt werde, hat Beate Meinck überrascht: „Welche öffentliche Einrichtung kann von sich sagen, dass sie von der Mehrzahl genutzt wird? Esslingen hat einen sehr hohen Nutzeranteil, der sich durch die Erweiterung und Modernisierung noch erhöhen würde.“ Diesen Gedanken nahm Hermann Beck gleich auf: „Die Stadt schreibt selbst in Zukunftskonzepten, dass die Esslinger Stadtbücherei mehr als 13.000 aktive Kundinnen und Kundinnen habe. Das sind etwa so viele wie die Zahl der Stimmen, mit der der Oberbürgermeister gewählt wurde. Das sollte man nicht kleinreden.“ 

Meinck ist sicher, dass Bibliotheken immer wichtiger werden: „Sie tragen wesentlich zur Gesundheit einer Gesellschaft in geistiger, sozialer und psychologischer Hinsicht bei. Eine Stadt muss die Kosten im Blick haben, sie muss aber auch sehen, welchen Mehrwert eine größere, modernere und attraktivere Bibliothek den Bürgerinnen und Bürgern bietet.“ 

23. Oktober 2022

Was kann und was muss die Stadt sich leisten?

Finanzbürgermeister Ingo Rust hat im Gemeinderat von einer schwierigen Finanzlage der Stadt gesprochen und den Gemeinderat zum Sparen aufgefordert. Rust nannte viele Gründe, darunter diesen: „Die Baupreise explodieren seit Monaten. Beim Neubau Zollbergrealschule plus 19 Millionen, die neue Realschule Pliensauvorstadt plus 5 Millionen, der Neubau Grundschule Zell plus 1 Million, die Sanierung des Merkelschen Bades plus 3 Millionen und würden wir die bisherige Planung weiterverfolgen bei der Stadtbücherei plus 37 Millionen Euro. Das sind alles Bauprojekte, die sich mit hohen und jetzt nochmal erhöhten Abschreibungen auf unseren Haushalt auswirken und das über viele Jahre. Wer angesichts solcher Zahlen bei einem Bauprojekt – und sei es noch so bedeutsam - sagt: ‚Hauptsache es wird der irgendwann mal festgelegte Millionenbetrag ausgegeben‘, der hat noch nicht kapiert, wie ernst die Lage ist. In Europa, in Deutschland und auch in Esslingen.“

Weshalb er andere Bauprojekte bei stark steigenden Baupreisen im Gegensatz zur Bücherei nicht in die Dreißigerjahre verschieben will, hat der Finanzbürgermeister nicht erklärt. Außerdem nennt die Stadt bisher nur die Kosten, sie weiß aber noch nicht, welche Zuschüsse es für eine neue Bücherei geben könnte. „Da sagt der Oberbürgermeister, dass man das ‚auf Grundlage der aktuellen Planungstiefe‘ noch gar nicht sagen kann“, sagt Hermann Beck vom Unterstützungskreis der Stadtbücherei. „Dann fragen wir uns aber auch, wieso man schon so genau sagen kann, was die neue Bücherei tatsächlich kosten soll.“.

Der Finanzbürgermeister hat in der Gemeinderatssitzung leider auch nicht gesagt, was mit der Rücklage von 25 Millionen Euro für die neue Bücherei ist, von der der frühere OB Zieger in Haushaltsberatungen, Interviews und beim Schwörtag 2018 gesprochen hat. Heute sagt der neue OB Klopfer, der denselben Finanzbürgermeister an seiner Seite hat, eine solche Rücklage gebe es gar nicht. „Wir würden gerne wissen, warum es eine Rücklage, die jahrelang nicht angezweifelt wurde, auf einmal nicht mehr geben soll“, sagt Friedemann Gschwind vom Unterstützungskreis.

Jetzt sagt die Stadtverwaltung, dass sich Esslingen die geplante neue Bibliothekgar nicht mehr leisten kann. Dazu sagt Petra Helmcke vom Unterstützungskreis der Stadtbücherei: „Die Frage ist doch eher, ob es sich Esslingen leisten kann, in Zeiten, in denen solche Orte immer wichtiger werden, auf eine Bücherei zu verzichten, die den Menschen das bietet, was sie so dringend brauchen und was sich viele vielleicht nicht mehr leisten können.“

 

„Wer an der Bücherei spart, spart am gesellschaftlichen Zusammenhalt“

Stadtrat Martin Auerbach von der Fraktion „Die Linke“ hat Finanzbürgermeister Ingo Rust im Gemeinderat auf seine Spar-Rede geantwortet und ausführlich die Stadtbücherei erwähnt, wie dieser Auszug aus seiner Rede zeigt:

„Sicherlich möchte niemand das Kind mit dem Bade ausschütten, allerdings wird Die Linke den Weg nicht mitgehen, dass man die Gewinne privatisiert und die Verluste sozialisiert und Wohlleben, Kultur etc. nur noch für diejenigen möglich sein soll, die es sich leisten können. Wer an kulturellen Einrichtungen wie der Bücherei spart, spart am gesellschaftlichen Zusammenhalt und dem Kit, der bürgerschaftliches Engagement an dieser Stelle erst möglich macht. Und um es noch einmal ganz deutlich zu sagen, bei der Diskussion um die Bücherei ging und geht es nicht um die Anzahl der Bücher und ob wir mehr oder weniger davon brauchen. Auch nicht um die Frage, ob Bücher überhaupt noch zeitgemäß sind. Mit der Sanierung und Erweiterung der Bücherei geht es um Arbeitsfläche und Gruppenräume, geht es um Bildungs- und Fortbildungsmöglichkeit. Andererseits geht es auch um Anwesenheit, Zeitvertreib und Aufenthaltsmöglichkeit ohne Konsumzwang. Wer hinnimmt, dass sich immer mehr Menschen Energie und warmen Wohnraum nicht mehr leisten können, kann nicht gleichzeitig an öffentlichen Orten sparen, die ein Aufwärmen gewährleisten! Oder um es mit den Worten der Stadt auszudrücken: ‚Die Stadtbücherei Esslingen gehört zu den wichtigsten öffentlichen Einrichtungen‘ und weiter ‚Sie ist unverzichtbarer Teil der städtischen Infrastruktur‘!

Wie kann es denn sein, dass, und hier sind wir wieder bei der Bücherei, dass „das schönste Geschenk, welches sich die Esslinger:innen machen können“ weiterhin auf sich warten lassen soll und die zugesagte Rückstellung von 25 Millionen Euro hierfür keine Verwendung finden soll?Ich darf daran erinnern, dass Sanierung und Erweiterung des Standorts der Bücherei mehr Stimmen erhielt als die beiden letzten Oberbürgermeister bei ihrer letzten Wahl. Welches Signal senden wir in die Bürgerschaft, wenn wir mit einem Entscheid der Bürger:innen so lax umgehen – dies ist nicht der angesprochene Paradigmenwechsel, oder…?

Wer an einem „dritten Ort“, den täglich mindestens 1000 Nutzer:innen und jetzt während der Heizperiode tendenziell eher mehr, sparen möchte, die oder derjenige hat den Ernst der Lage nicht erkannt und nicht diejenigen, die sagen: „OB Dr. Zieger hat 25 Millionen für die Erweiterung der Stadtbücherei zugesagt, wo sind sie und wie viel erweiterte Stadtbücherei erhalten wir für sie?“ Auf die Jahre der Abschreibbarkeit gerechnet, reden wir doch wirklich von Peanuts – also um was geht es hier wirklich?

Barbara Michalik

Als Gründungsmitglied der Bürgerinitiative Stadtbücherei bin ich sehr enttäuscht über den Umgang unserer Stadtverwaltung mit dem Projekt Stadtbücherei. Die nichtssagenden Antworten uneres Oberbürgermeisters auf die sehr detailierten Fragen des offenen Briefes zeigen das Desinteresse. Ich habe den Eindruck, dass mit allen Mitteln versucht wird, das Projekt zu verhindern. Das heißt, der Bürgerentscheid wird vom Tisch gewischt - Schande für die Stadt! Man schmückt sich gerne mit der Lesart nach außen, doch die Bibliothek und die hervorragende Arbeit der Büchereimitarbeiterinnen und -mitarbeiter bedeutet nichts. Genauso enttäuschend ist das Verhalten der politisch Tätigen in unserer Stadt: kein Interesse und keine Mitarbeit mehr an dem Projekt. Trotzdem werde ich weiter in unserem Unterstützungskreis mitarbeiten und hoffe auf die Vernunft der Verantwortlichen.

11. Oktober 2022

Expertengespräch zur Bibliothek der Zukunft am 20. Oktober im CVJM-Haus

Die Stadtbücherei Esslingen gehört zu den wichtigsten öffentlichen Einrichtungen“, schreibt die Stadt auf ihrer Webseite. „Sie erreicht große Teile der Stadtbevölkerung, und ihre Angebote werden von Menschen jeden Alters sowie jeder kulturellen oder sozialen Herkunft wahrgenommen. Sie ist unverzichtbarer Teil der städtischen Infrastruktur.“ Allerdings heißt es dort auch: „Die Stadtbücherei in ihrer heutigen Form ist dringend sanierungsbedürftig, die Ausstattung ist veraltet, die Publikumsflächen sind zu gering, die Aufenthaltsqualitäten sind durch die intensive Nutzung und den Platzmangel stark beeinträchtigt. Damit kann die Stadtbücherei Esslingen den hohen Anforderungen an eine Bibliothek des 21. Jahrhunderts nicht gerecht werden und ihr Potenzial nicht ausschöpfen.

Seit OB Klopfer angekündigt hat, die Erweiterung und Modernisierung der Stadtbücherei auf irgendwann in den Dreißigerjahren zu verschieben, soll das alles vergessen sein, mehr Platz soll es auch nicht geben. Friedemann Gschwind, Petra Helmcke und Hermann Beck, die Initiatoren des Unterstützungskreises der Stadtbücherei, laden alle Interessierten am 

Donnerstag, 20. Oktober, um 19 Uhr ins CVJM-Haus in der Kiesstraße 

ein, um über aktuelle Entwicklungen zu informieren. Beate Meinck, Geschäftsführerin des Landesverbandes Baden-Württemberg im Deutschen Bibliotheksverband, wird berichten, wie andere Städte ihre Bibliotheken zukunftsfähig gemacht haben und was Esslingen tun müsste, damit die Stadtbücherei den hohen Anforderungen an eine Bibliothek des 21. Jahrhunderts gerecht werden und ihr Potenzial ausschöpfen kann.

Adnan Alatas

Die Esslinger Stadtbücherei kenne und schätze ich seit vielen Jahren. Ich bin nur wenige Meter vom Bebenhäuser Pfleghof entfernt als Kind einer Migrantenfamilie aufgewachsen. Meine Eltern haben mir schon früh vermittelt, dass eine gute Kenntnis der deutschen Sprache ein unerlässlicher Schlüssel zur Integration und zum schulischen und später beruflichen Erfolg ist. So war es neben der Schule vor allem die Stadtbücherei, die mir dazu verholfen hat. Ich habe sehr viel von meiner Freizeit dort verbracht, habe Spaß am Lesen gefunden und wurde von den Bibliothekarinnen immer sehr ermuntert, zu Büchern zu greifen. Heute bin ich mir sicher, dass eine wesentliche Grundlage meines heutigen beruflichen Erfolgs in der Esslinger Stadtbücherei gelegt wurde.

Ich wünsche allen Jugendlichen, dass sie ähnliche Erfahrungen in der Esslinger Bücherei machen dürfen. Und ich wünsche ihnen, dass sie genügend Platz zum Lernen, zum Lesen und für ihre Freizeit finden. Aber auch für die älteren Menschen in unserer Stadt, die die Bücherei als Begegnungsstätte in einem vertrauten Umfeld nutzen, wünsche ich, dass die Bücherei erhalten bleibt.

Von Bibliotheken wird heute sehr viel mehr verlangt als in meiner Jugend. Viele Städte – auch sehr viel kleinere als Esslingen – haben das erkannt und ihre Bibliotheken auf den neuesten Stand gebracht, weil sie wissen, dass man an Bildung, Teilhabe und Integration nicht sparen darf. Die integrative Leistung von Büchereien darf nicht verkannt werden. Soziale und ökonomische Integration gelingt vor allem durch Überwindung von sprachlichen Barrieren. Der demografische Wandel ist in Deutschland längst angekommen. Die sinkende Zahl der Menschen im jüngeren Alter und die gleichzeitig steigende Zahl älterer Menschen wirkt sich bereits massiv auf den Arbeitsmarkt aus. „Fach- und Arbeitskräftemangel“ sind täglich in den Schlagzeilen. Nur durch (Aus-)Bildung können wir diese Hürden überwinden. Was wir da versäumen, kommt uns hinterher viel teurer zu stehen. Deshalb bin ich dafür, dass wir gemeinsam nach konstruktiven und machbaren Lösungen suchen, wie die Erweiterung und Modernisierung der Stadtbücherei gelingen kann. Für Bildung, Teilhabe und Integration darf es keine Pausentaste geben. 

Adnan Alatas M.A. ist Geschäftsführer einer Unternehmensgruppe, Senator und Leiter der Kommission Integration im Senat der Wirtschaft Europa und Dozent an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg

9. Oktober 2022

Barrierefreiheit muss selbstverständlich sein

„Die Stadt Esslingen sieht es als ihre Aufgabe an, die Teilhabe von Menschen mit Handicap zu unterstützen“, heißt es auf der städtischen Webseite. Deshalb hat der Gemeinderat 2015 einen Aktionsplan verabschiedet. Die Vision lautet: „In Esslingen wird eine möglichst umfassende Barrierefreiheit im öffentlichen Raum umgesetzt, die es Menschen mit unterschiedlichen Behinderungsarten ermöglicht, diesen möglichst selbstständig ohne fremde Hilfe zu nutzen.“ Das hört sich gut an, nur mit schönen Worten verbessert sich aber nichts.

Die UN-Behindertenrechtskonvention sowie weitere nationale und europäische Verordnungen verpflichten Bibliotheken und deren Träger, ihre Angebote barrierefrei zu machen. Die Esslinger Stadtbücherei ist davon weit entfernt. Das war schon beim Bürgerentscheid ein wichtiges Argument, und das war einer der wichtigsten Gründe, weshalb eine Erweiterung und Modernisierung des Bebenhäuser Pfleghofs beschlossen wurde. Der Architektenwettbewerb hat gezeigt, dass man durch einen Neubau der Nanzhalle und durch Hinzunahme der Heugasse 11 Barrierefreiheit erreichen kann. Mit einer „kleinen, feinen Sanierung“, die nichts Grundlegendes verändert, kommt man nicht voran. „Deshalb setzen wir uns für eine konstruktive und ehrliche Suche nach Lösungen ein, wie unsere Bibliothek zukunftsfähig gemacht werden kann“, sagt Hermann Beck vom Unterstützungskreis der Stadtbücherei. „Diese Zukunft muss jetzt beginnen, weil man die Menschen, die eine barrierefreie Bücherei brauchen, nicht ständig vertrösten kann.“ 

27. September 2022

Leserbrief: Was sind uns Kultur und Bildung wert?

In einem Interview der Esslinger Zeitung ist Oberbürgermeister Matthias Klopfer kürzlich unter anderem zur Stadtbücherei gefragt worden. Eine der Fragen lautete: „Es gibt auch Menschen, die die Stadtbücherei überhaupt nicht nutzen.“

Der OB hat darauf geantwortet: „Der Großteil der Esslingerinnen und Esslinger benutzt sie nicht. Das muss man ehrlicherweise auch sagen. In die Stadtteile fährt der Bücherbus, der sehr gut angenommen wird. Gleichzeitig bewerten die Nutzerinnen und Nutzer der Bücherei in unserer Bürgerbefragung die bestehende Stadtbücherei äußerst positiv.“ 

Petra Helmcke, eine der Initiatorinnen des Unterstützungskreises der Stadtbücherei Esslingen, hat darauf in einem Leserbrief geantwortet:

„Es ist schon erstaunlich, wie trotz eines Bürgerentscheids, an dem sich 20.000 Menschen beteiligt haben, das Thema Sanierung und Erweiterung der Stadtbücherei von OB Klopfer kleingeredet wird. So kommt er als Antwort auf eine Suggestivfrage zu dem Schluss, dass „der Großteil der Esslingerinnen und Esslinger“ die Bücherei nicht nutze. Es ist jedoch so, dass auch der Großteil Radwege nicht nutzt und der Großteil das Merkelbad nicht braucht. Ein Großteil braucht zudem keinen neuen Busbahnhof, genauso wie ein Großteil die Ritterstraße nicht als Fußgängerzone benötigt. 

Deshalb ist mir nur schwer begreiflich, worin der Sinn dieser Aussage liegt. All diese Dinge fallen unter den Begriff „Gemeinwohl“, um die sich eine Stadt unserer Größe zu kümmern hat. 

Die angekündigte „kleine feine Sanierung“ für die Stadtbücherei hingegen umfasst aktuell nur die allernotwendigsten Maßnahmen, die seit vielen Jahren im Argen liegen. Die Bücherei erfüllt damit z.B. weiterhin nicht die gesetzliche Vorschrift zur Barrierefreiheit, und das Haus Heugasse 11, das vor vielen Jahren hinzugekauft und vor circa zehn Jahren eigens für die Sanierung entmietet wurde, bleibt weiterhin als lost-place-Schönheit im Dornröschenschlaf unangetastet. Was für eine Verschwendung, gemessen an der Tatsache, dass Schülerinnen und Schüler in der „Lernwoche“ in Ermangelung von Schreibtischen auf der Treppe sitzen mussten.

Hier geht es längst nicht mehr nur um die Debatte für eine Erweiterung der Stadtbücherei. Hier geht es darum, wie wir als Stadt für unsere Bürger in schweren Zeiten sorgen können, ob wir bereit sind, in unsere Zukunft zu investieren und letztlich: was uns Kultur und Bildung wert sind." 

Heidi Raff

In Gruppen für Prüfungen lernen, ohne andere zu stören? Still und konzentriert lesen und arbeiten, ohne von anderen gestört zu werden? Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass diese beiden Aktivitäten in den heutigen Räumlichkeiten der Stadtbibliothek kaum vereinbar sind. Deshalb führt kein Weg daran vorbei, die Bibliothek jetzt zu erweitern und zu modernisieren.

22. September 2022

Offener Brief an den Oberbürgermeister

In einem Brief an Oberbürgermeister Matthias Klopfer hat der Unterstützungskreis der Esslinger Stadtbücherei wichtige Fragen gestellt, die vor der Entscheidung im Gemeinderat beantwortet werden müssen. Hier der Brief im Wortlaut:

 

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

leider ist die am 25. Juli in der Gemeinderatssitzung von der Verwaltung für Ende September angekündigte Informationsveranstaltung auf Ende Oktober verschoben worden. Damit bleiben bis zur geplanten Entscheidung des Gemeinderates am 21. November nur wenige Wochen, um sich mit den Vorschlägen der Verwaltung zu beschäftigen und die bereits jetzt vorhandenen entscheidungsrelevanten Fragen zu klären. Deshalb einige dieser Fragen vorab und mit der Bitte, sie so schnell wie möglich zu beantworten:

1. Wie hoch sind die Kosten für die Sanierung der Heugasse 11? Welcher Anteil davon ist für "Dach und Fach"?

2. Wie hoch sind die Kosten für Abbruch und Neubau der Nanzhalle?

3. Durch welche machbaren Maßnahmen können diese Kosten deutlich gesenkt werden (z.B. Verzicht auf UG, Verzicht auf Veranstaltungssaal)?

4. Welche Zuschüsse können für die Erweiterung und Modernisierung generiert werden (Bundes- und Landeszuschüsse, Denkmalstiftung)?

5. Kann der Erlös aus dem Verkauf des für den Neubau (Küferstraße/Kupfergasse) erworbenen Grundstücks für die Erweiterung und Sanierung eingesetzt werden? Wie hoch ist der Betrag?

6. Die Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung, Barbara Bosch, hat in der Schwörtagsrede 2022 für eine umfassende Bürgerbeteiligung bei öffentlichen Projekten plädiert. Wie soll diese Beteiligung aus Sicht der Verwaltung für das Projekt Erweiterung und Modernisierung der Stadtbücherei Esslingen aussehen?

7. Was ist mit der Rücklage von 25 Millionen Euro, die OB Zieger beim Schwörtag 2018 der Bürgerschaft in seinem Rechenschaftsbericht präsentiert hat und wieviel Modernisierung-Sanierung-Erweiterung wäre damit für die Stadtbücherei Esslingen möglich?

Nach unseren Informationen wurden mit den Jahresabschlüssen der Stadt Esslingen bis 2019 die Rücklagen auf über 150 Millionen Euro erhöht. Der Aufbau dieser Rücklagen diente laut Formulierungen in den Jahresabschlussberichten dazu, den Sanierungsstau abzubauen. Ausdrücklich wurden dafür zweckgebunden sog. "Davon-Positionen" ausgewiesen; u.a. ist dabei auch die Stadtbücherei Esslingen genannt.

Die Antworten auf diese sieben Fragen sind u.E. für die Entscheidung über die Erweiterung und Modernisierung der Stadtbücherei Esslingen von erheblicher Bedeutung. Sie sollten deshalb der Öffentlichkeit gegenüber transparent dargestellt werden und Eingang finden in die Vorschläge, welche die Verwaltung dem Gemeinderat mit der Beschlussvorlage zur Sitzung am 21. November macht.

Immerhin haben sich 2019 fast 20.000 Menschen am Bürgerentscheid über die Zukuft der Esslinger Stadtbücherei beteiligt. Die meisten haben dafür gestimmt, den Bebenhäuser Pfleghof zu erweitern und zu modernisieren. Aber auch die Befürworter eines Neubaus wollten, dass ihre Bibliothek endlich die Räume bekommt, die sie für ihre Arbeit braucht. Der Unterstützungskreis für die Stadtbücherei Esslingen setzt sich dafür ein, JETZT etwas Zukunftsfähiges, Vernünftiges und Bezahlbares zu schaffen.

Mit freundlichen Grüßen

vom Orga-Team des Unterstützungskreises der Stadtbücherei Esslingen

Hermann Beck                                                              Petra Helmcke                                              Friedemann Gschwind

19. September 2022

Ihr Wort zählt: Fragen und Antworten zur neuen Bibliothek

Nach dem erfolgreichen Bürgerentscheid zum künftigen Standort der Esslinger Stadtbücherei haben der Gemeinderat und die Stadtverwaltung zugesagt, die Bürgerinnen und Bürger stärker in die weitere Planung der neuen Bibliothek einzubeziehen. Viele haben sich darauf verlassen, dass das Projekt nun einen planmäßigen Gang geht. Dass OB Matthias Klopfer dann im Mai überraschend angekündigt hat, „die Pausentaste zu drücken“ und das Büchereiprojekt auf irgendwann in den Dreißigerjahren zu verschieben, kam für die meisten Esslingerinnen und Esslinger überraschend. Noch vor der Sommerpause sollte der Gemeinderat darüber entscheiden. 

Doch dann meldeten sich Unterstützer der Bücherei und forderten, dass die Bürgerinnen und Bürger zuerst ausreichend informiert werden und dann auch ihre Meinung sagen dürfen. Im September sollte es eine Informationsveranstaltung geben, danach sollte bis zur Entscheidung im Gemeinderat am 21. November genug Zeit zur Diskussion sein. Jetzt heißt es plötzlich, dass die Informationsveranstaltung erst Ende Oktober stattfinden soll. Dann sind es nur noch wenige Wochen, bis der Gemeinderat beschließt, wie es mit der Bücherei weitergeht. 

Damit die Bürgerinnen und Bürger in der Diskussion über die Bücherei der Zukunft eine Stimme haben, hat sich ein Unterstützungskreis gebildet, der sich unabhängig von den Interessen von Gemeinderat und Stadtverwaltung für eine moderne Bibliothek in Esslingen einsetzt. „Wir setzen uns für eine ehrliche Suche nach Möglichkeiten einer bezahlbaren Erweiterung und Modernisierung im Bebenhäuser Pfleghof ein, wie sie beim Bürgerentscheid beschlossen wurde“, sagt Hermann Beck, einer der Gründer des Unterstützungskreises. Petra Helmcke aus dem Organisationsteam des Unterstützungskreises lädt alle, die sich für die Zukunft der Bücherei interessieren, dazu ein, sich an der Diskussion zu beteiligen: „Wir haben extra eine Webseite eingerichtet, damit alle die Möglichkeit haben, sich immer aktuell über den Stand der Diskussion zu informieren, ihre Fragen einzubringen und ihre Meinung zu sagen.“ Friedemann Gschwind, der den Unterstützungskreis mit gegründet hat, ist eine echte Bürgerbeteiligung sehr wichtig: „Fast 20.000 Esslingerinnen und Esslinger haben im Februar 2019 über den Bücherei-Standort und die Modernisierung und Erweiterung des Bebenhäuser Pfleghofs abgestimmt. Es kann ja sein, dass nicht alle Esslinger die Bücherei nutzen. Aber das kann auch keine andere Einrichtung in der Stadt von sich sagen. Eines wissen wir aber: Es hat noch nie ein Projekt gegeben, für das so viele Bürger abgestimmt haben. Sie können erwarten, dass ihre Meinung zählt.“ 

Wenn Sie Fragen zur neuen Esslinger Stadtbücherei stellen, Ihre Meinung sagen oder Vorschläge machen wollen, schreiben Sie eine E-Mail an den Unterstützungskreis. Die Adresse lautet 

zukunft-bib-es@gmx.de

Bert Heim

Warum ich für den Ausbau der Stadtbücherei bin? Eigentlich ist schon die Frage absurd: welcher denkende Mensch wird sich denn dagegen aussprechen. Doch, da gibt es welche: unser Oberbürgermeister und alle Fraktionen, bis auf die Linke und FÜR, sträuben sich, den Ausbau und die Renovierung in Angriff zu nehmen. Sie nennen Sachzwänge, in diesem Fall leere Kassen, um das Projekt per Pausetaste zu stoppen. Dies ist die eine Seite, die es betreffs Wahrheitsgehalt zu klären gilt.

Um auf die Ausgangsfrage zurück zu kommen: Die Stadt hat einen Bildungsauftrag zu erfüllen. Nun wird die Stadt entgegnen, dass sie das ja durch die bestehende Stadtbücherei schon tut, dass für Bildungswillige jederzeit die Möglichkeit zum Lernen besteht. Nur vergisst sie dabei, dass sich die Zeiten geändert haben. Niemand sitzt mehr wie vor 50 Jahren einsam in seinem Zimmer und lernt die Daten auswendig, die er für die Schule oder das Studium benötigt. Gelernt wird heute anders, das sollte sich auch bis zur Stadt herumgesprochen haben. Der Bildungsauftrag ist das Eine.

Ein weiterer Schwerpunkt einer Stadtbücherei ist, einen Ort zu schaffen, wo mensch sich wohl fühlt. Es geht nicht mehr darum, sich durch Regalreihen zu kämpfen, um ein Buch zu finden, das man gerne lesen will. Auch da sind einige Jahrzehnte vergangen. Die Lesegewohnheiten haben sich geändert, die Nachfrage nach Lesestoff wurden erweitert und gefordert. Und die Menschen erwarten in einer Stadtbücherei mehr als nur Theorie. Ein Ort des zwanglosen Treffens etwa. In der Vorbereitung für eine Konzeption der geplanten Stadtbücherei sind die Erwartungen und Wünsche mannigfaltig formuliert und sind bis heute gültig – und nachlesbar.

Für mich als Buchhändler gilt die Stadtbücherei nicht als Konkurrent, im Gegenteil: Die Jugend wieder ans Buch heranzuführen ist ein wünschenswerter und notwendiger Gedanke. Für die Stadt würde das bedeuten, das entsprechende Umfeld zu schaffen, das nicht nur darin besteht, die Wände neu zu streichen, sondern die bestehende Konzeption, etwas abgespeckt, anzuwenden und den Gebäudeschatz in der Heugasse wie angedacht - und von tausenden Bürger*innen in der Bürgerentscheidung formuliert - zu erweitern. 

14. September 2022

Heugasse 11 kann etwas Besonderes werden

Wenn die Stadt Esslingen ihre viel zu kleine Bücherei wie geplant erweitern will, braucht sie das Nachbarhaus Heugasse 11. Am Denkmalwochenende konnte man das frühere Stadthaus aus dem 16. Jahrhundert besichtigen. Das haben viele getan und damit ihr Interesse bekundet. Petra Helmcke, eine der Initiatorinnen des Unterstützungskreises der Stadtbücherei, fand nach dem Rundgang lobende Worte: „Ein Idyll inmitten des städtischen Trubels. Mit den vielen baulichen Besonderheiten wie der Dachkonstruktion, dem Innenhof, den Laubengängen, dem Gewölbekeller und den Wand- und Deckenmalereien könnte man daraus ein Schmuckstück machen.“ 

Unterstützungskreis-Gründer Hermann Beck findet: „Die Stadt darf sich die Chance nicht entgehen lassen, aus der Heugasse 11 etwas Besonderes zu machen. Gerade in schwierigen Zeiten brauchen die Menschen Projekte, die zeigen, dass man zusammen ganz viel erreichen kann. Das könnte ein Zeichen der Gemeinsamkeit für die ganze Stadt werden. Das ist ein Projekt, das weit über die Bücherei hinausreicht.“ Manche Teilnehmer der Führungen am Denkmalwochenende meinten, daraus könne man attraktive Wohnungen machen. Das fände Petra Helmcke den falschen Weg: „Ein so besonderes Gebäude muss für die Öffentlichkeit erhalten bleiben.“ Hermann Beck wurde durch den Rundgang bestärkt: „Die Räume sind überhaupt nicht so klein und unpraktisch, wie man uns immer erzählt hat. Wir finden, dass sie sich sehr gut für die Bücherei-Verwaltung oder als Lernräume von unterschiedlicher Größe eignen würden.“

Sylvia Greiffenhagen

Wer jetzt die Pausentaste bis in die 30er Jahre drückt, begräbt das Projekt. Nach einer über zehn Jahre gestreckten „kleinen und feinen Sanierung“ findet sich im - dann komplett neu zusammengesetzten - Gemeinderat garantiert keine Mehrheit für eine Weiterverfolgung der ursprünglichen Ziele. Wer hätte nach dieser Zeit der Entbehrung und Störung noch den Schwung, die Kraft und die Nerven (von den Finanzen noch gar nicht zu sprechen), um dann die ausstehenden weiteren Bauvorhaben anzugehen? Kein Ende mit Lärm und Dreck in der Stadtbücherei? Mauerdurchbrüche ins Nachbarhaus durch die frisch gestrichenen Wände? Schutt und Staub auf den frisch verlegten Teppichböden? – Die Vorstellung ist absurd und widerspricht jeder politischen Logik. Das wissen natürlich auch Verwaltung und Rat. Aber vielleicht ist die Beerdigung des großen Projekts ja politisch gewollt? Daraus folgt: Wir müssen JETZT GLEICH das Fernziel einer Sanierung und Erweiterung unserer Stadtbücherei ansteuern: kritische Durchsicht der Pläne auf Verzichtbares (z.B. das völlig neu aufgetauchte und extrem teure 2. Untergeschoss), Erarbeitung eines Stufen- und Zeitplans, der von Anfang an alle Bauteile umfasst und dann Schritt für Schritt umgesetzt wird. Die Stadtbücherei ist seit langem zu klein. Wenn jetzt nichts geschieht, wird sie zur besseren Dorfbücherei. 

Prof. Dr. Sylvia Greiffenhagen war Vorsitzende des Fördervereins der Esslinger Stadtbücherei.

8. September 2022

Mit Stolz für eine Bibliothek der Zukunft

OB Klopfer war zum Antrittsbesuch in der polnischen Partnerstadt. „Tief beeindruckt war Matthias Klopfer von der neuen Mediathek in Piotrków Trybunalski“, konnte man später auf Facebook lesen. „Mitten im Stadtzentrum gebaut, ist das architektonisch sehenswerte Gebäude weit mehr als eine Bibliothek und ist zu einem beliebten Aufenthalts- und Lernort für die Bevölkerung geworden.“ So stolz könnte der Esslinger OB auch auf seine Bücherei sein, wenn er an den Plänen zur Erweiterung und Modernisierung des Bebenhäuser Pfleghofs festhalten würde, anstatt fast nur Dinge zu reparieren und zu sanieren, die man sowieso machen muss. So bekommt man nicht mehr Platz und auch keine Barrierefreiheit. 

Der OB sollte häufiger Partnerstädte besuchen, weil er zum Beispiel auch in Schiedam und Vienne sehen könnte, was man aus Bibliotheken machen kann. Stattdessen hat er neulich in einem Interview über die eigene Bücherei gesagt: „Der Großteil der Esslingerinnen und Esslinger benutzt sie nicht.“ Ob seine Kollegen in Schiedam, Vienne oder Piotrków Trybunalski dasselbe über ihre Bibliotheken sagen würden, obwohl auch die nicht von einem Großteil genutzt werden? Wie würde eine Stadt aussehen, die sich nur noch für das richtig Mühe gibt, was von einem Großteil der Bevölkerung genutzt wird? 

Deshalb setzt sich der Unterstützungskreis der Esslinger Stadtbücherei für eine ehrliche Suche nach Möglichkeiten einer bezahlbaren Erweiterung und Modernisierung im Bebenhäuser Pfleghof ein, wie sie beim Bürgerentscheid beschlossen wurde.

6. September 2022

Am Denkmal-Wochenende die Bücherei und ihr Nachbarhaus Heugasse 11 entdecken

Die Esslingerinnen und Esslinger wissen, was sie an ihrem Bebenhäuser Pfleghof haben. Deshalb haben sie beim Bürgerentscheid 2019 mit einem ganz klaren Ergebnis dafür gestimmt, dass ihre Stadtbücherei dort bleiben und erweitert und modernisiert werden soll. Damit die Bücherei, die für eine Stadt wie Esslingen viel zu klein ist, endlich mehr Platz bekommt, soll das ebenfalls denkmalgeschützte Nachbarhaus Heugasse 11 zur Bücherei hinzukommen. Pläne dafür gibt es seit den Neunzigerjahren, passiert ist bisher aber nichts. Und nun will die Stadt schon wieder „die Pausentaste drücken“ und nochmal zehn oder mehr Jahre warten, bis sie die Bücherei vergrößert. Am Denkmal-Wochenende, dem 10. und 11. September, gibt es verschiedene Möglichkeiten, sich den Bebenhäuser Pfleghof und die Heugasse 11 genauer anzuschauen. Dafür gibt es verschiedene Angebote:

  • „Kleinod Stadtbücherei - Idyllische Atmosphäre mit historischer Spurensuche“ heißt eine Ausstellung, die am Samstag, 10. September, von 10.00 bis 22.00 Uhr in der Stadtbücherei besichtigt werden kann. Dort gibt es „eine photographische Spurensuche mit Fotoausstellung zum Nebengebäude Heugasse 11, einem über 500 Jahrhunderte alten facettenreichen Gebäude“. Außerdem kann man in der Bücherei „dem hektischen Treiben der Stadt entfliehen und zwischen historischen Mauern im Lesecafé und idyllischen Innenhof verweilen“. Ein barrierefreier Zugang zur Bücherei ist nur über die Webergasse 4-6 möglich. Die Fotoausstellung ist nicht barrierefrei zugänglich. 
  • Beim Bücher-Nachtflohmarkt kann man am Samstag, 10. September, von 18.00 bis 22.00 Uhr „unter Lichterketten bei Altstadtflair in der Webergasse und im Kutschersaal alte Schmöker entdecken und damit auf neue Reisen gehen“. Treffpunkt ist in der Webergasse 4-6. Bei Regenwetter findet der Bücher-Nachtflohmarkt nur im Kutschersaal statt. Der Kutschersaal ist nicht barrierefrei.
  • Der Keller unter dem Kutschersaal kann bei etwa 20-minütigen Führungen am Samstag, 10. September, besichtigt werden. Beginn ist um 18.30, 19.00, 19.30 und 20.00 Uhr. Christine Wanner vom Geschichts- und Altertumsverein zeigt im Gewölbekeller Spuren früherer Nutzungen. Treffpunkt ist am Kellereingang in der Webergasse 4. Festes Schuhwerk und Trittsicherheit sind erforderlich. 
  • Heugasse 11: „Eine dreystöckete Behausung mit einem Höfle und Kelterngerechtigkeit...", so hat man das seit dem 16. Jahrhundert bestehende Esslinger Stadthaus Heugasse 11 im Jahr 1773 beschrieben. Vor etwa 20 Jahren hat die Stadt das Haus gekauft, um die Bücherei zu erweitern. Gemacht wurde bisher aber nichts, außer, dass das Haus entmietet wurde und seither leersteht. Am Denkmalwochenende kann die Heugasse 11 besichtigt werden. Die etwa 30-minütigen Führungen beginnen am Samstag, 10. September, um 19.00, 20.00, 21.00 und 22.00 Uhr. Weitere Führungen gibt es am Sonntag, 11. September, um 11.00, 12.00, 14.00 und 16.00 Uhr. Treffpunkt ist vor der Heugasse 11. Bei Bedarf gibt es pro Termin zwei Gruppen. Vom Gewölbekeller bis zum Dachstuhl erklären Bauforscher die Spuren der über 500-jährigen Baugeschichte. Festes Schuhwerk und Trittsicherheit sind erforderlich.
  • „Bebenhäuser Pfleghof: Spuren in der Sandsteinwand, heißen zwei etwa 45-minütige Führungen, die am Sonntag, 11. September, um 11.30 und 12.30 Uhr beginnen. Die Steine der Pfleghofmauer des Klosters Bebenhausen weisen auf fünf Bauphasen seit dem Mittelalter hin. Der Denkmalpfleger Andreas Panter zeigt Steinmetzzeichen, Baufugen, Zangenlöcher, Oberflächenbearbeitungen und Gewändesteine, die von Bautechnik und Entstehung einer Sandsteinwand berichten. Treffpunkt ist in der Webergasse 6.

4. September 2022

Gut ausgestattete Bibliotheken sind kein Luxus

Mitte Mai hat der Esslinger Oberbürgermeister Matthias Klopfer empfohlen, die Erweiterung und Modernisierung der Stadtbücherei in die Dreißigerjahre zu verschieben. Das hat viele überrascht. Nur wenige Tage vorher hatten der Deutsche Bibliotheksverband (DBV) und die Gewerkschaft Ver.di den Bund, die Länder und die Kommunen aufgefordert, öffentliche Bibliotheken finanziell, personell und technisch besser auszustatten. Gerade in Krisenzeiten würden Bibliotheken wichtige Arbeit leisten, zum Beispiel bei der Unterstützung von Geflüchteten aus der Ukraine oder der nachhaltigen Bewältigung der Folgen der Corona-Pandemie. Außerdem würden öffentliche Bibliotheken „einen Ort für Bildung, Information und demokratischen Diskurs für alle“ schaffen.

Der Präsident des DBV, Klopfers Karlsruher Amtskollege und Parteifreund Frank Mentrup, hatte darauf hingewiesen, dass sich der Bibliotheksverband und die Gewerkschaft einig seien: „Wir teilen die Auffassung, dass Bibliotheken als Zentren der Wissensvermittlung, der digitalen Teilhabe und der Demokratie fungieren und qualitativ hochwertige Medien und Dienstleistungen bereitstellen müssen – nicht nur, aber auch in Krisenzeiten sind sie verlässliche Partner. Dafür benötigen sie eine angemessene Ausstattung, faire Arbeitsbedingungen und familienfreundliche Öffnungszeiten.“ Deshalb werden Bund, Länder und Kommunen aufgefordert, bessere Rahmenbedingungen für Bibliotheken zu schaffen. Sylvia Bühler vom Ver.di-Bundesvorstand erklärte: „Die Beschäftigten in den Bibliotheken ermöglichen Menschen aus allen Bevölkerungsgruppen einen einfachen und nicht-kommerziellen Zugang zu Wissen, Kunst und Kultur. Für diese wichtige gesellschaftliche Aufgabe braucht es eine bedarfsgerechte Ausstattung und gute Arbeitsbedingungen. Allen muss klar sein, Bildung und Kultur sind kein Luxus, sie sind elementar für unser Leben. Sie formen uns und schenken Lebensqualität.“ 

Nur wenige Tage nach der gemeinsamen Erklärung des DBV und der Gewerkschaft Ver.di hat OB Klopfer gefordert, bei der geplanten Erweiterung und Modernisierung der Esslinger Stadtbücherei „die Pausentaste zu drücken“. Dabei weiß die Stadt Esslingen doch, dass etwas getan werden muss. Auf ihrer Webseite schreibt sie: „Die Stadtbücherei in ihrer heutigen Form ist dringend sanierungsbedürftig, die Ausstattung ist veraltet, die Publikumsflächen sind zu gering, die Aufenthaltsqualitäten sind durch die intensive Nutzung und den Platzmangel stark beeinträchtigt. Damit kann die Stadtbücherei Esslingen den hohen Anforderungen an eine Bibliothek des 21. Jahrhunderts nicht gerecht werden und ihr Potential nicht ausschöpfen.“ Da würde es sich lohnen, auf den DBV und auf Ver.di zu hören.

(Quelle: https://www.bibliotheksverband.de/sites/default/files/2022-05/PM_GeinsameStellungnahme_Gewerkschaftver.di_dbv_20220504.pdf - Stand: 4. 9. 2022)

Petra Helmcke

Die neue Bibliothek kostet nicht nur Geld, sie bietet auch Antworten auf Herausforderungen der Zukunft. Sie ermöglicht Teilhabe und hilft bei der Integration Geflüchteter. Sie ist ein beliebter Lernort für Kinder und Jugendliche, die zuhause keinen Platz zum Lernen finden oder lieber gemeinsam arbeiten wollen. Sie bietet Informationen für alle und ist offen auch für diejenigen, die sich einen Besuch im Straßencafé im Sommer oder eine warme Stube im Winter nicht mehr so selbstverständlich leisten können. Deshalb ist es eine Verpflichtung für unsere Stadt, dem allem gerecht zu werden. Die große Beteiligung am Bürgerentscheid hat gezeigt, wie sehr dieses Thema vielen Menschen am Herzen liegt. Von Teilhabe und Beteiligung darf man nicht nur reden, man muss sie leben. Dafür setze ich mich ein.

1. September 2022

Die Heugasse 11 gehört zur Bücherei der Zukunft

Vor vielen Jahren hat die Stadt Esslingen die Heugasse 11 erworben – zur Erweiterung der Stadtbücherei. Schon damals war klar, dass die Flächen im Bebenhäuser Pfleghof nicht ausreichen. Die Heugasse 11 ist ein denkmalgeschütztes Gebäude aus dem 16. Jahrhundert. Seit der Entmietung steht das Haus leer und verlottert immer mehr. Seit einiger Zeit ist das Dach undicht. Als Eigentümerin hat die Stadt den jahrelangen Leerstand und den damit verbundenen Substanzverlust zu verantworten. 

Der Bücherei-Unterstützungskreis fordert einen Stufenplan für die Erweiterung und Modernisierung der Bücherei. In eine sanierte Heugasse 11 könnte die Bibliotheksverwaltung umziehen, um Platz für die Erneuerung anderer Teile des Pfleghofs zu machen. Klar ist: Die Heugasse 11 gehört zur Bücherei der Zukunft. OB Klopfer hat im Gemeinderat versprochen, dass sich die Stadt eine große Lösung an diesem Standort nicht verbauen wird. Weil die große Lösung ohne die Heugasse 11 nicht möglich ist, ist das ein Bekenntnis zum Gebäude. Dann ist es aber höchste Zeit, dem Grundsatz „Eigentum verpflichtet" Geltung zu verschaffen und das Haus endlich für den Zweck herzurichten und zu nutzen, für den es gekauft worden ist. 

Bei der Nacht des offenen Denkmals am Samstag, 10. September, gibt es in der Heugasse 11 von 19 - 22 Uhr Führungen durch die „dreystöckete Behausung mit einem Höfle und Kelterngerechtigkeit" - so die Beschreibung von 1773. Vom Gewölbekeller bis zum Dachstuhl erklären Fachleute die über 500-jährige Geschichte. Nutzen Sie diese Gelegenheit, das Gebäude kennenzulernen.

28. August 2022

„Jetzt ist die Zeit, etwas Vernünftiges, Zukunftsweisendes und Bezahlbares zu schaffen"

Der Unterstützungskreis der Esslinger Stadtbücherei hat sich in dieser Woche zum ersten Mal getroffen, um über das weitere Vorgehen zu sprechen. Hermann Beck, Friedemann Gschwind und Petra Helmcke, die den Unterstützungskreis ins Leben gerufen haben, haben ihre Pläne für die Arbeit des Unterstützungskreises vorgestellt. Vom Gemeinderat und der Stadtverwaltung erwarten sie eine konstruktive und ehrliche Suche nach Lösungen, um den Bürgerentscheid endlich umzusetzen". In der lebhaften Diskussion beim CVJM hat sich gezeigt, dass die Stadt noch viele Fragen beantworten muss, bevor der Gemeinderat entscheiden kann. Zurzeit ist geplant, dass die Entscheidung über das weitere Vorgehen bei der Bücherei am 21. November fallen soll. Hermann Beck hat bei dem Treffen beim CVJM zusammengefasst, worum es geht: Jetzt ist die Zeit, nicht nur an die Beseitigung der Mängel zu gehen, die man bisher immer aufgeschoben hat, sondern gemeinsam etwas Vernünftiges, Zukunftsweisendes und Bezahlbares zu schaffen. Gemeinsam kann uns das gelingen." 

Die Eßlinger Zeitung hat über das Treffen des Unterstützungskreises berichtet.

Den Artikel findet man unter folgendem Link:

26. August 2022

Den Bürgerwillen ernst nehmen

Am 21. November soll der Gemeinderat entscheiden, wie es mit der Esslinger Stadtbücherei weitergeht. Seit dem Bürgerentscheid 2019, bei dem eine überwältigende Mehrheit für eine Erweiterung und Modernisierung der Bibliothek im Bebenhäuser Pfleghof gestimmt hatte, sah es so aus, dass das Projekt kommen würde. Jetzt will die Stadt plötzlich „die Pausentaste drücken“ und die neue Bibliothek in die Dreißigerjahre verschieben. Weil jeder weiß, dass die Bibliothek der Zukunft dann wohl nie mehr kommen wird, hat sich ein Unterstützungskreis gebildet, der dafür sorgen will, dass das Projekt nicht einfach weggewischt wird.

Hermann Beck, der den Unterstützungskreis mit Friedemann Gschwind und Petra Helmcke ins Leben gerufen hat, sagt: „Der Bürgerentscheid war ein klares Signal, dass die Modernisierung und Erweiterung der Stadtbücherei vielen ein Herzensanliegen ist. Vom Gemeinderat erwarten wir eine ehrliche Suche nach Möglichkeiten einer bezahlbaren Erweiterung und Modernisierung im Bebenhäuser Pfleghof, wie sie beim Bürgerentscheid beschlossen wurde.“ Und Petra Helmcke sagt: „Die Bürger erwarten einen durchdachten Kompromissvorschlag, der erkennen lässt, dass man den Bürgerwillen ernst nimmt. Dazu braucht es Ideen und die Offenheit, über sie zu diskutieren.“ Das, was die Stadt bisher als „kleine, feine Sanierung“ versprochen hat, überzeugt Friedemann Gschwind nicht: „Da sollen vor allem Dinge repariert und saniert werden, die man immer wieder aufgeschoben hat. Mehr Platz und Barrierefreiheit, was allen angeblich so wichtig war, bekommt man damit nicht.“

Marie Postic

Ich setze mich für eine modernisierte Bibliothek ein, die Wissen und Informationen für alle frei zugänglich macht, unabhängig von Alter, Bildung, Einkommen, Beeinträchtigungen oder Herkunft. Eine zukunftsfähige Bibliothek bietet nach den Einschränkungen der letzten Jahre vor allem für Schüler*innen die Möglichkeit, Ungleichheiten abzubauen und die Chance für ein niederschwelliges Bildungsangebot in der Innenstadt. Das hat Priorität und kann nicht warten.

25. August 2022

„Bibliotheken sind Zufluchtsorte in der Energiekrise"

Manche meinen, eine größere Bibliothek werde nur Platz für zusätzliche Medien schaffen. Tatsächlich weiß jeder, der sich ernsthaft mit diesem Thema auseinandersetzt, dass moderne Bibliotheken viel mehr sind. Die Stadt Esslingen hat immer wieder gesagt, dass sie mit der neuen Stadtbücherei im Bebenhäuser Pfleghof einen Dritten Ort der Identifikation für ganz unterschiedliche Bürgerinnen und Bürger schaffen möchte. Tatsächlich werden die Erwartungen, die an eine moderne Bibliothek gestellt werden, immer größer. Gerade in Zeiten der Krise kann eine Bibliothek für viele Menschen noch wichtiger werden als bisher. Das sagt der Deutsche Bibliotheksverband in einer Stellungnahme:

„Die Energieversorgung droht ab Herbst schwierig, der Winter in vielerlei Hinsicht – auch gesellschaftlich – ungemütlich zu werden. Sollten wir im Winter, was niemand wünscht, in eine wirklich schwere gesellschaftliche Krise geraten, stehen die Bibliotheken als solidarische öffentliche Orte für die Bevölkerung bereit. In den vergangenen Tagen wurde vielfach spekuliert, dass den Kommunen aufgrund der steigenden Energiekosten massive Einschnitte bei ihren kommunalen Leistungen drohen. Hier wurden teilweise auch Bibliotheken genannt. Das ist nicht verantwortbar. Der Deutsche Bibliotheksverband e.V. (dbv) fordert daher Bund, Länder und Kommunen auf, Bibliotheken trotz steigender Energiepreise geöffnet zu halten. ..."

Hermann Beck

Mein Herz schlägt für eine zukunftsfähige und barrierefreie Stadtbibliothek in Esslingen. Für immer mehr Menschen wird das immer wichtiger. Deshalb engagiere ich mich im Bücherei-Unterstützungskreis für eine angemessene Modernisierung und Erweiterung. JETZT! Aufschieben bringt nichts, denn aufgeschoben = aufgehoben!"

20. August 2022

Die Bibliothek ist für viele ein Teil des Lebens

Städte sagen gern, dass Bibliotheken eine freiwillige Leistung seien. Deshalb soll alles andere wichtiger sein. Eine Kommission des Bundestags will öffentliche Bibliotheken deshalb als Pflichtaufgabe ins Gesetz schreiben. Dann könnte niemand mehr so einfach Pausentasten drücken und eine oft versprochene neue Bücherei verschieben, bis „der Sanierungsstau bei allen Pflichtaufgaben abgearbeitet ist“. 

Für viele ist die Esslinger Bibliothek auch ohne gesetzliche Regelung ein wichtiger Teil ihres Lebens: Da fällt einem die Mutter ein, die gern mit ihren Kindern dort die Zeit verbringt. Die vielen Schülerinnen und Schüler, die sich dort zum Lernen treffen und die oft auf den Treppen sitzen, weil es viel zu wenig Platz gibt. Die Menschen, die sich gern mit anderen treffen, ohne etwas konsumieren zu müssen. Der Senior, der im Winter dort ein warmes Plätzchen findet, das er sich zuhause nicht mehr leisten kann. Oder die engagierte Frau, die sich keinen Laptop leisten kann und ihre ehrenamtliche Arbeit von der Bibliothek aus erledigen muss. Um sie alle geht es, wenn der Gemeinderat im November über die Zukunft der Stadtbücherei entscheidet. Eine Zukunft, die immer wieder versprochen, aber nie wirklich auf den Weg gebracht wurde.

Friedemann Gschwind

Es ist auch ein Zeichen des Bürgerstolzes, dass so viele Esslingerinnen und Esslinger die Zukunft der Stadtbibliothek im historischen Gebäude des Bebenhäuser Pfleghofs sehen. Mit Sicherheit lassen sich kreative Lösungen finden, wie die Bibliothek dort für deutlich weniger als 61 Mio. Euro modernisiert und erweitert werden kann. Dazu braucht es den politischen Willen und einen wohl überlegten Plan. Es muss in Etappen vorgegangen werden, die sinnvoll aufeinander aufbauen. Daran sollte jetzt gearbeitet werden, statt nur die „Pausentaste“ zu drücken.

9. August 2022

Esslingen verdient eine größere Bibliothek

Mit klarer Mehrheit haben die Esslingerinnen und Esslinger 2019 dafür gestimmt, dass ihre Stadtbücherei im Bebenhäuser Pfleghof erweitert und modernisiert wird. Der damalige OB Zieger hat dann versprochen: „Ab heute gilt es für alle Beteiligten, gemeinsam und konstruktiv die Energie in die zielgerichtete Umsetzung des Zukunftskonzeptes für eine Bücherei des 21. Jahrhunderts am Standort in der Heugasse sowie in die Erweiterung in das Nachbargebäude zu setzen.“ Nun soll plötzlich alles vergessen sein. Der heutige OB Klopfer will nur das Nötigste machen, die Bibliothek der Zukunft soll vielleicht später gebaut werden.

Manche finden die Pläne für die neue Bibliothek „überdimensioniert“. Die Bibliotheksstatistik sagt etwas anderes: Beim Flächenvergleich hat Esslingen in seiner Kategorie landesweit den drittletzten Platz. Wird die neue Bibliothek so gebaut wie geplant, bleibt immer noch nur ein Platz im Mittelfeld. Andere Städte wie Offenburg, Böblingen oder Waiblingen tun viel mehr, weil sie wissen, dass Bibliotheken für immer mehr Menschen immer wichtiger werden. Dafür braucht es mehr Platz und nicht weniger Medien. Sonst könnte man auch behaupten, dass ein Schwimmbad attraktiver wird, wenn das Becken nur halb so groß ist.

1. August 2022

Rücklagen nur für erwünschte Projekte

Es waren einmal Rücklagen für die Modernisierung und Erweiterung der Stadtbücherei. 24 Millionen Euro. Jetzt sind sie futsch. Oder waren sie niemals da? Finanzbürgermeister Rust und Oberbürgermeister  Klopfer haben die Juristenbrille aufgesetzt und das Gesamtdeckungsprinzip entdeckt. Es bedeutet: Jede Art Einnahme im Vermögenshaushalt, also Steuern, Rücklagen, Schulden, finanzieren in gleichem Maße jede Ausgabe für Investitionen. Also ist die Rücklage schon noch da –  aber nur ein bisschen; der größte Teil der 24 Millionen finanziert andere Dinge. Das bedeutet aber auch: Jede Investition wird zum genau gleichen Anteil aus Schulden finanziert. Nicht nur die Stadtbücherei, auch Merkelbad, Schelztorsporthalle oder Brücken. Wie passt das zu OB Klopfers Aussage, die – angeblich –  60 Millionen Euro Kosten müssten ganz mit Schulden finanziert werden? Es passt gar nicht. Wenn das Ergebnis nicht passt, verschwindet eben das Gesamtdeckungsprinzip schnell in der Versenkung. Erwünschten Projekten werden die Rücklagen zugeordnet, unerwünschten die Schulden. Bürgerinnen und Bürger dürfen sich auf den Arm genommen fühlen. Wenn ein Vorhaben der Verwaltung solche Schwindelargumente nötig hat, sollte man an seinem guten Sinn zweifeln.

Rolf Büscher (veröffentlicht als Leserbrief in der Eßlinger Zeitung)